Brahms "Ein deutsches Requiem" szenisch neu interpretiert in Paris
Von Laurence Equilbey, David Bobée, dem Insula Orchestra und dem Accentus Chor
Nach dem Erfolg von Beethovens Fidelio, „der ein ganz neues Kapitel der Beethoven-Interpretation“ (Concerti) aufschlug, finden Laurence Equilbey und ihre Ensembles – das Insula Orchestra und der Accentus Chor – sowie der Regisseur David Bobée erneut in der Seine Musicale zusammen. Diesmal für eine szenische Neuinterpretation des Deutschen Requiem von Johannes Brahms, die am 15., 17. und 18. Januar 2026 in Paris zur Aufführung kommt. Für diese Neuproduktion von Brahms‘ großem Meisterwerk imaginiert Bobée ein „Human Requiem“ –, das das Universelle vor das Religiöse stellt und Brahms‘ Trauermusik fest im Heute verankert. Zwischen Theater, Musik und Tanz spiegeln sich im dunklen, romantischen Klanguniversum von Brahms die drängenden Fragen unserer Gegenwart.
Spannungsverhältnis zwischen Schmerz und Hoffnung
Im Zentrum der Szenerie auf der Bühne steht das monumentale Wrack eines abgestürzten Flugzeugs – ein kraftvolles Bild, welches metaphorisch für unsere gegenwärtige Welt und die sie prägenden politischen, sozialen, ökologischen sowie moralischen Krisen steht.
Das Spannungsverhältnis zwischen Schmerz und Hoffnung bildet den zentralen Schwerpunkt der Inszenierung. Dabei durchläuft die Inszenierung alle Emotionen und bringt genau jene Universalität und Zeitlosigkeit zum Vorschein, die bereits in Brahms Werk angelegt ist. Equilbey und Bobée verstehen ihre Arbeit weniger als Hommage an Brahms, sondern vielmehr als kollektive Meditation über unsere Zeit, um das Publikum anzuregen, Schmerz in Energie, Erinnerung in Handeln und Verletzlichkeit in Solidarität zu verwandeln
Ergänzung mit zusätzlicher Musik
Zur Vertiefung ihrer Lesart ergänzen Equilbey und Bobée Brahms’ Musik durch zusätzliche Einlagen: Bach-Choräle, Marienlieder a cappella und Choralvorspiele von Brahms. Diese kurzen, aber wesentlichen Einsprengsel wirken wie Atempausen, spirituelle Reflexpunkte und dramaturgische Brücken. Sie verweisen auf die musikalische Tradition – Bach, Händel – und zugleich auf die unübersehbare Relevanz des Werkes. Zudem schaffen die elektronischen Klangräume von Jean-Noël Françoise neue Ebenen des Hörens und verstärken die dramatische Dimension der Inszenierung.
„Ich möchte die ganze Menschlichkeit dieses Werkes hörbar machen. ‚Ein Deutsches Requiem‘ ist ein Werk, das sich zwischen Trauer und Trost vor allem an die Lebenden wendet.“ Laurence Equilbey
Johannes Brahms (1833-1897): Ein deutsches Requiem (1866)
Hinzugefügte Musik:
Bach, Choräle
Brahms, Choral Vorspiele, Volkskinderlied, Marienlieder
La Seine Musicale, Paris
15., 17. & 18. Januar 2026.
