Clarinet Concerto • Piano Concertino • Musica per Nove • Suite im alten Stil
Gunnar de Frumerie, Clarinet Concerto • Piano Concertino • Musica per Nove • Suite im alten Stil
cpo 555 504-2
1 CD • 64min • 2022
25.09.2023 • 9 8 9
Es gibt in der schwedischen Musik eine Generation von Komponisten, geboren zwischen 1905 und 1910, die man gerne und grundsätzlich nicht unberechtigt (auch wenn bei näherem Hinschauen natürlich mehr Differenzierung vonnöten ist) dem Neoklassizismus zurechnet. Zweien dieser Tonsetzer, nämlich Dag Wirén und Lars-Erik Larsson, hat das Label cpo bereits CD-Produktionen gewidmet, und mit der vorliegenden Neuproduktion wird mit Gunnar de Frumerie (1908–1987) ein weiterer Exponent dieser Richtung präsentiert.
Die Organistin Rosalinde Haas ist zweifelsohne ein Phänomen. Mit ihrer Gesamteinspielung der Orgelwerke Max Regers hat sie in den 1980er und 90er Jahren Furore gemacht, ihre Energie und technische Perfektion sind legendär. Nach einem Konzert in der Bonner Kirche St. Joseph mit einem ohnehin schon recht anstrengenden Programm kündigte Haas einmal von der Empore hinunter an, sie würde jetzt noch Regers op. 135b spielen, „Wenn’s Ihnen“ - also dem Publikum (!) - „nicht zuviel“ sei. Sowas konnte wohl nur Haas bringen, deren spieltechnisches Temperament und Ausdauer stets unerschöpflich schienen.
Nicht zu glauben, aber wahr: dieses „Stück mit Musik in fünf Bildern“ (der Begriff „Operette“ wurde wohl bewusst vermieden) ist seit seiner erfolgreichen Wiener Uraufführung 1936 an keinem Theater mehr gespielt worden und erlebte erst vor einem Jahr im kleinen Eduard-von-Winterstein-Theater im sächsischen Annaberg-Buchholz seine deutsche Premiere. Der Komponist Ralph Benatzky, der mit Im weißen Rössl einen Welterfolg hatte, der bis in unsere Zeit nicht abreißt, sah sich nach Hitlers Machtergreifung ins Abseits gedrängt und ging den Weg ins Exil. Viele der dort geschriebenen Werke, besonders aber Der reichste Mann der Welt, gerieten nach dem Krieg in Vergessenheit.
Den estnischen Komponisten Tõnu Kõrvits, Jahrgang 1969, verbindet man sicherlich in besonderem Maße mit seinen größer angelegten Werken für Chor und Streicher, auch wenn ein genauerer Blick auf sein Werkverzeichnis verrät, dass er eigentlich in vielen verschiedenen Besetzungen zu Hause ist. Dennoch scheint die Vokalsinfonik (oder vielleicht eher -kammersinfonik) auf den Komponisten einen besonderen Reiz auszuüben, und nicht umsonst sind all seine größer angelegten Werke dieses Genres rasch auf CD erschienen. So verhält es sich auf der vorliegenden Neuerscheinung auch mit seinem jüngsten, 2021 vollendeten Gattungsbeitrag, der den Titel Der Klang der Flügel trägt und an die Flugpionierin Amelia Earhart erinnert.
Louise Farrenc, Piano Trios 2 & 4 • Variations concertantes • Sonata op. 37
cpo 555 538-2
1 CD • 79min • 2022
21.09.2023 • 10 9 9
Sie gilt als bedeutendste Komponistin des mittleren 19. Jahrhunderts: Louise Farrenc stammt aus einer Pariser Künstlerfamilie und war mit dem Flötisten und Musikverleger Aristide Farrenc verheiratet, der ihre Werke im Druck herausgab – im Unterschied zu anderen komponierenden Frauen musste sie daher nicht um publizistische Anerkennung kämpfen. Zu ihren Lebzeiten fanden ihre Werke breite Resonanz in Frankreich und Belgien. Farrenc war zudem weltweit die erste Frau, die eine Musikprofessur erhielt; drei Jahrzehnte lang unterrichtete sie Klavier am Pariser Konservatorium.
Jan-Geert Wolff schreibt im Booklet, dass von Bachs h-moll-Messe mehr als über 100 Aufnahmen vorliegen und dass es also für eine neue Aufnahme „natürlich“ Alleinstellungsmerkmale brauche. Der seit 2021 amtierende Thomaskantor Andreas Reize wagt diese Aufnahme dennoch, wohl wissend wie große die Anzahl der schon vorliegenden Aufnahmen ist und ebenso, dass die Thomaner 2006 unter Georg Christoph Biller ebenfalls die Messe eingespielt haben. Er muss sich also diesen Vergleichen stellen.
Der Pianist Michael Wessel, Klavier-Professor an der Hochschule für Kirchenmusik Bayreuth, spielt nach und nach Mozarts insgesamt 18 Klaviersonaten ein. Jenseits der Chronologie verfolgt er dabei einen besonderen Ansatz: Auf jeder CD fasst er drei Sonaten unter einem thematischen Schwerpunkt zusammen. Die Edition startete unter dem Motto „Mozart, der Poet“. Nun steht „Mozart, der Fortschrittliche“ im Vordergrund; mit den Sonaten Nr. 15, 17 und 18.
Der durch seine Märsche und Walzer bereits populäre Militärkapellmeister Franz Lehár war 29 Jahre alt, als er 1902 am Theater an der Wien die Chance seines Lebens erhielt – eine Operette für den legendären Sänger und Schauspieler Alexander Girardi zu schreiben. Es war – nach zwei nicht besonders beachteten Opernversuchen – sein erster Schritt auf einem Terrain, das ihn bald berühmt machen sollte. Nach dem Ableben der drei großen Vertreter der „goldenen Wiener Operette“ (Johann Strauß Sohn, Carl Millöcker und Franz von Suppé) bestand ein starker Bedarf nach einem Nachfolger, der die alte Ära fortführen oder eine neue einleiten konnte.
Das tschechische Bennewitz-Quartett widmet sich auf seiner neuesten CD drei heiteren, nicht zu den unbedingten Schlachtrössern gehörenden Streichquartetten Joseph Haydns. Dabei wird das „Sprechende“ in dieser Musik sehr genau herausgearbeitet und man versteht, wie Haydn es liebt, mit der Erwartungshaltung der Hörer zu spielen, um diese dann aufs Glatteis zu locken. Somit erfährt man viel über die sonnig-heitere, manchmal ein wenig verrückte Seite des Komponisten und seinen originellen Umgang mit den Möglichkeiten seiner Zeit.
Violeta Dinescu, geboren 1953 und somit eine Jubilarin des laufenden Jahres, ist eine seit Dekaden bemerkenswert produktive Komponistin. Zwar endet das Werkverzeichnis auf ihrer Homepage bis auf wenige Ausnahmen im Jahre 2008, aber bereits die Vuza-Kanons, die das Label Gutingi bereits früher in diesem Jahr veröffentlicht hat, und die auf der vorliegenden Neuerscheinung präsentierte Tonbandkomposition Und jeder ging heim, ein Auftragswerk zum Musikalischen Pfingstfestival in der Freiburger Johanneskirche 2022, ergeben zusammen mehr als drei Stunden Musik aus dem Jahre 2022. Und jeder ging heim (der Titel zitiert das Johannesevangelium) erklang während des gesamten besagten Festivals in der Vorhalle der Kirche
Unter dem Titel „Mozart and his Europe“ veranstaltet die Pianistin Anna Khomichko, die aus einer belarussisch-ukrainischen Familie stammt und in Weimar und Köln studiert hat, ein virtuelles Treffen europäischer Komponisten, die sich alle gekannt haben: Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Christian Bach, der „Mailänder“ Bach, Muzio Clementi und Mozart. Carl Philipp hat seinen jüngeren Bruder Johann Christian unterrichtet, Mozart schätze Carl Philipp und hatte Johann Christian kennengelernt, und Clementi bestritt ein für Mozart ärgerliches Wettspielen vor dem Kaiser Joseph II. Über den „Hamburger“ Bach Carl Philipp soll Mozart gesagt haben: „Er ist der Vater, wir sind die Bubn.“ Also versammelt Anna Khomichko hier konsequent Musik des Vaters und seiner „Bubn“.
„Moderne Brücken“ will das Ensemble Tetrapod auf seiner ersten CD bauen, und dies in mehrfacher Hinsicht. Zunächst geht es um Grenzübergänge zwischen Musikrichtungen, Crossover also, zwischen Klassik und Jazz und darüber hinaus. Andererseits werden auch Brücken zwischen verschiedensten Ländern und Kulturen geschaffen bis hin zu einer kleinen „Reise in den Orient“. Alles zusammen ergibt dies ein recht buntes und vielgestaltiges Programm, ansprechend unterteilt in vier Teile, die unterschiedlichen Aspekten und Schwerpunktsetzungen entsprechen.
Der 1992 geborene japanische Pianist Takashi Yasunami, der seit 2021 Lehrbeauftragter am Tokyo College of Music ist, verbindet mit seiner neuen CD zwei Komponisten, die auf den ersten Blick weit voneinander entfernt sind. Doch wenn man Dohnányis Valse noble hört, versteht man die künstlerische Nähe der beiden: Dohnányi hat die Valses nobles op. 77, D 969 von Franz Schubert in ein zusammenhängendes Musikstück verwandelt und dabei raffinierte Tonartwechsel und Gegenstimmen eingebaut, ein faszinierendes Opus, das unter den flinken Händen des Pianisten für Furore sorgt.
Diese Aufnahme von Rokoko-„Unterhaltungsmusik“ durch das Mozarteum-Orchester Salzburg elektrisiert vom ersten Takt des ersten Marsches an und die Faszination endet erst mit dem letzten Ton. Rhythmisch äußerst scharf, ja bisweilen knallig, markant, kontrastreich durch schnelle dynamische Wechsel oft auf kleinstem Raum, beginnt schon die Serenade KV 239 und ist auch kontrastreich durch den Wechsel vom auftrumpfenden Tutti-Marsch zur heiter schwingenden Geigenmusik und vor allem zur anmutigen und einschmeichelnd-klangsinnlichen, ja sogar leicht jauchzenden und im Rondeau wie Spatzen tschilpenden Solovioline von Roberto González-Monjas, untermalt von den geschickt eingesetzten Pauken, die auch leise spannungsreich geschlagen werden.
Nanette Streicher • Johann Andreas Streicher, Works for Pianoforte
cpo 555 483-2
1 CD • 79min • 2021
11.09.2023 • 9 9 9
Dreißig Jahre der Geschichte des Hammerklaviers werden auf dieser CD gegenwärtig: Von Johann Andreas Steins Hammerflügel aus dem Jahr 1784 bis zu jenem Fortepiano, das seine Tochter Anna Maria, genannt „Nanette“, 1814 in ihrer Wiener Werkstatt baute, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Johann Andreas Streicher und ihrem Bruder Matthäus Andreas Stein betrieb. Der zeitliche Rahmen zwischen den beiden Instrumenten spiegelt gut die ästhetischen Unterschiede wieder, welche die Entwicklung vom Instrument der Mozart-Zeit zum Fortepiano der frühen Romantik ausmachen; denn hier geht es nicht primär um eine Geschichte des technischem Fortschritts im Klavierbau – beide Instrumente bezeugen die meisterliche Handwerkskunst ihrer Erbauer
In der Pandemie hatte der aus der Ukraine stammende 32-jährige Pianist Vitalii Kyiaytsia, wie viele andere Künstler, unfreiwillig sehr viel Zeit. Er nutzte sie, um „zahlreiche Stunden allein in seinem Studio“ zu verbringen, „um zu üben und zu improvisieren“, wie er selber im Booklet schreibt. Herausgekommen ist ein zwölfteiliger Zyklus von kurzen Klavierstücken, die nicht betitelt, nur nummeriert sind.
Seine für sein Alter ungewöhnlich umfangreichen Fähigkeiten stellt der Bassist Alexandre Baldo in den kursierenden offiziellen Biographien ein wenig unter den Scheffel, wahrscheinlich aus strategischen Gründen: Seit einigen Jahren verfolgt er eine beeindruckende Bühnenkarriere im Bereich der barocken Oper, etwa in Stücken von Lully, Händel oder Sartori; dieses Album mit Arien aus Bühnenwerken von Antonio Caldara, letztes Jahr in St. Florian aufgenommen, porträtiert Alexandre Baldo denn auch als Sänger, der sich für eine große Anzahl tiefer Männerrollen des Repertoires empfiehlt. Begonnen hat er jedoch als preisgekrönter Violist des Ensembles Mozaique.
Auf ihrer neuen CD hat die Offenbacher Pianistin Lydia Maria Bader ein Programm von „Meeresmusiken“ zusammengestellt, sechs Werken von sechs verschiedenen Komponisten also, die sich alle auf das Meer (oder zumindest das Wasser) beziehen. Dabei geht es einmal rund um den Globus von China über Russland und Westeuropa bis nach Amerika mit Werken, die zwischen 1842 und 1952 entstanden sind und sich stilistisch zwischen Romantik und Impressionismus bewegen.
Eine Geige links, eine rechts, und der Basso Continuo sitzt dazwischen, vielleicht auch rechts vom Duo: So kennt man aus Konzerten und von Einspielungen her die Aufstellung einer barocken Triosonaten-Besetzung. Mehr oder weniger so positioniert wird man vor 300 oder 350 Jahren auch gespielt haben. Die eine Dame und die drei Herren des Ensembles Urban Strings aber haben für die Sonate Nr. 4 d-moll „Die Darstellung im Tempel“ aus den Mysteriensonaten von Heinrich Ignaz Franz von Biber eine hübsche Idee und machen damit ihrem Label „Raumklang“ alle Ehre
Johann Sebastian Bach • Sigfrid Karg-Elert Lukas Nagel Orgel
Retrospektiven ..., Johann Sebastian Bach • Sigfrid Karg-Elert
Ambiente-Audio ACD-1098
1 CD • 59min • 2023
06.09.2023 • 9 10 9
Der junge Organist Lukas Nagel, geboren 1995 in Offenbach am Main, stellt mit der CD „Retrospektiven“ die neue Mühleisen-Orgel vor, die seit Ostern 2019 in der Stadtkirche Murrhardt erklingt. Das Booklet gibt genaue Auskunft über den Neubau, bei dem 45 Prozent der Pfeifen des Vorgängerinstruments verwendet wurden. Bis ins Einzelne wird die Disposition der Orgel benannt.
Nicht wenigen Musikern gab die Verurteilung zur Untätigkeit im Konzertbetrieb während der Corona-Lockdowns die Chance, sich mit einer Intensität der Einstudierung geliebter Werke zu widmen, wie sie unter normalen Umständen schon rein zeitlich gar nicht möglich gewesen wäre. Ein Produkt solch inspirierender Versenkung ist die Neuaufnahme von Bachs Goldberg-Variationen des schweizerischen Pianisten Oliver Schnyder (Jahrgang 1973) – und das Ergebnis darf in jeder Hinsicht als grandios bezeichnet werden.
Die Diskographie des Komponisten Henry Desmarest (1661 – 1741) ist nicht gerade üppig. Um so überraschender, dass ausgerechnet in diesem Jahr gleich zwei Aufnahmen seiner dritten Oper Circé aus dem Jahr 1694 herausgekommen sind, die bislang laut Andreas Ommers Verzeichnis im Katalog noch gar nicht vertreten war. Die Alternative zur vorliegenden Produktion entstand unter der Leitung von Sébastien d´Hérin (Chateau de Versailles/Note 1) und ist auffälligerweise eine Dreiviertelstunde kürzer als die Gesamtaufnahme von cpo, die hier besprochen wird.
Die aus Leipzig stammende Sängerin und Schauspielerin Ingala Fortagne legt hier unter dem vielsagenden Titel „obhut“ ein Programm vor, das sie gemeinsam mit ihrer langjährigen Partnerin Pina Rücker entwickelt und auch auf einer Tournee präsentiert hat. Es umfasst Wiegenlieder aus vier Jahrhunderten, von Tarquinio Merula (1636) bis Arvo Pärt (2002), komponierte wie volksliedhafte in jiddischer, hebräischer, katalanischer, norwegischer und ukrainischer Sprache. Einige davon haben auch Gebetcharakter wie das hebräische Ani ma’amin oder Giacinto Scelsis lateinische a-cappella-Gesänge Pater noster und Ave Maria von 1972.
Warum Marie Rosa Günter ihre aktuelle CD „Kosmos und Fragment“ betitelt, erschließt sich mir nicht so ganz. Zwar umfasst Beethovens Hammerklaviersonate op. 106 wahrhaft einen musikalischen Kosmos, aber weder bei diesem Werk noch bei den sechs Bagatellen op. 126, den Variationen op. 27 von Anton Webern und den Variationen über Jerusalem von Ulrich Kallmeyer handelt es sich um Fragmente; es sind viel mehr in sich geschlossene Werke. Die 1991 in Braunschweig geborene Pianistin spricht im Beiheft-Text sehr offen über ihre Entscheidung, sich an Beethovens Hammerklaviersonate zu wagen.
...nicht nur Fantasiestücke, Kammermusik für Klarinette und Klavier
Ars Produktion 38 637
1 CD • 48min • 2021
01.09.2023 • 10 10 10
„... nicht nur Fantasiestücke“ präsentiert das russische Duo Lisa Shklyaver, Klarinette, und Georgy Voylochnikov, Klavier, auf seiner gleichnamigen CD, nämlich neben Robert Schumanns op. 73 und Niels Wilhelm Gades op. 43 noch zwei Sonaten aus dem 20. Jahrhundert von Alexander Gretschaninow und Nikolai Medtner – ein sehr ansprechendes Programm, und wahrlich gut zusammengestellt!
Erneut ein aus der Corona-Not geborenes Album: Aus der Idee der Sängerin Elena Puszta, in der toten Zeit der Pandemie eine CD mit Liedern von Andreas J. Winkler aufzunehmen, ist dank des „Auf-geht’s Stipendium“ des Landes NRW ein kleines Komponisten-Porträt geworden, das neben den Vokalstücken auch sieben originelle Kammermusikwerke enthält.
Per Pålsson und Jesper Sivebæk präsentieren auf ihrer neuen CD als Scandinavian Guitar Duo neben einem Originalwerk von Fernando Sor vor allem Bearbeitungen von Klavierwerken aus Barock und Spätromantik. War es vor 30 Jahren noch populär, über Bearbeitungen fein-ironisch die Nase zu kräuseln, sollte dies aufgrund der hinreißenden Musikalität dieser Einspielung in jedem Falle unterbleiben, um sich nicht eines echten Hörspaßes zu berauben
Komponiert wurden die Goyescas 1911, später wurden sie vom Komponisten Enrique Granados selbst in eine Oper mit demselben Namen umgewandelt. Das überrascht nicht, zeichnet Granados in seiner Musik doch wunderbar bildkräftige Portraits der Menschen und Traditionen seines Heimatlandes. Seine musikalische Sprache ist hochromantisch und technisch gehen die Werke bis an die Grenzen dessen, was Klaviere zu dieser Zeit zu leisten imstande waren.
Georg Friedrich Kauffmann hat das Glück, aber auch das Pech, 1722 als Mitbewerber Bachs um das Amt des Thomaskantors bekannt geworden zu sein: Glück, weil er dadurch wenigstens in der Musikgeschichte einen Namen hat, Pech, weil Bach eben alles, was gleichzeitig komponiert wurde, überstrahlt. Kauffmann wurde 1679 im thüringischen Ostramondra geboren, ist in Erfurt und Merseburg unterrichtet worden, hat in Merseburg ab 1698 seinen erkrankten Orgel-Lehrer Johann Friedrich Alberti als Hof- und Dom-Organisten vertreten und 1710, nach Albertis Tod, diesen Posten eingenommen, stieg später zum „Fürstlich Sächsisch Merseburgischen Capell-Director“ auf und vertrat daneben einige Zeit auch den Hofkapellmeister – bis er 1735 in Merseburg starb.
„Bridges“ ist das neue Album der deutsch-griechischen Violinistin Danae Papamatthäou-Matschke mit ihrem Vater Uwe Matschke am Klavier betitelt, und in der Tat werden hier musikalische „Brücken“ zu Griechenland geschlagen und dokumentiert. Versammelt sind vier (teils im weiteren Sinne) griechische Komponisten des 20. Jahrhunderts, deren Lebens- und Schaffenswege eben solche Brücken beschreiben.