Ignaz von Beecke
Piano Concertos

cpo 777 827-2
1 CD • 62min • 2013
22.11.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Hat man den ausführlichen, prächtig informativen Einführungstext von Günther Grünsteudel gelesen und somit auch die zahlreich positiven, zumindest hochrespektvollen Kommentare der Beeckeschen Zeitgenossen, dann könnte man an seinem Hörvermögen, an seinen eigenen musikästhetischen Kriterien und musikalischen Erfahrungswerten zweifeln. Der Komponist und Musikschriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart placierte Ignaz von Beecke (1733 – 1803) nicht nur „unter die besten Flügelspieler, sondern auch unter die vorzüglichsten und originalsten Componisten“. Schließlich bestätigte Schubart dem aus Wimpfen am Neckar stammenden Sohn eines westfälischen Elternhauses „Schöpfergeist, Feuer, Fülle und Ausdruck. Und sein Anwalt Grünsteudel legt im Begleitheft noch ein wenig nach; „Bis in seine letzten Lebensjahre gelangen ihm kompositorische Leistungen von beachtlicher Qualität und Individualität.“
Sicher könnte man für die Orchesterstimmen und für die Soloparts der hier von Natasa Veljkovic und dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau eingespielten Klavierkonzerten mehr an Feinschliff, an klanglicher und rhetorischer Abstufung und Ausleuchtung investieren. Aber allem Anschein nach reicht es hier nicht an instrumentalen und kollektiven Voraussetzungen. Die zwei Klavierkonzerte in F-Dur und D-Dur aus einem Nachlass von insgesamt 15 Werken dieses Formats sind meiner – und wie die Geschichte gezeigt hat: nicht nur meiner – Ansicht nach Beispiele, die in den Zeiten ihrer Ursprünglichkeit Gefallen fanden und im Folgenden völlig in Vergessenheit gerieten. Dabei gilt es zu bedenken, wie begrenzt die Vergleichsmöglichkeiten damals waren. Etwa Mozarts turmhoch über diesen Stücken stehende Klavierkonzerte dürften den meisten aktiven und passiven Musikfreunden allenfalls dem Sagen, aber nicht dem Hören nach bekannt gewesen sein. Es wäre also bei einem solch an sich lobenswerten Unterfangen unbedingt erforderlich, das Letzte und Äußerste an Temperament und aufführungspraktischer Delikatesse zu investieren. Dies ist hier aus der Perspektive der Ausführenden vielleicht der Fall, aber aus meiner Hörsicht bleibt der Vortrag robust und enttäuschend sparsam in den färbenden und schattierenden Mitteln.
Nachteilig wirkt sich auch die Klangtechnik aus, denn das Klavier ist für mein Empfinden zu deutlich, zu direkt im Vordergrund, gelegentlich setzt es akustisch geradezu irritierend vorlaut ein.
Der serbischen Pianistin Natasa Veljkovic ist es bei dieser Gelegenheit nicht gegeben, im verhaltenen Anschlag und in den motorischen Entwicklungen mit mehr als nur praktischer Zuverlässigkeit auf Kurs zu bleiben. Verwunderlich, wie ich meine, wenn man bedenkt, dass sie 1985 den „Prix Clara Haskil“ in Vevey gewonnen hat. Aber wer weiß, ob die Solistin sich wirklich mit der Musik des hauptberuflich als Offizier besoldeten „nobile dilettante“ identifiziert hat oder 2013 im Neumarkter Reitstadel lediglich der diskographischen Katalogerweiterung zu Hilfe kam.
Peter Cossé † [22.11.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ignaz von Beecke | ||
1 | Concerto in F BEEV 108 | 00:31:22 |
4 | Concerto in D BEEV 100 | 00:22:19 |
7 | Concerto in D BEEV 102 | 00:08:33 |
Interpreten der Einspielung
- Nataša Veljković (Klavier)
- Bavarian Chamber Orchestra Bad Brückenau (Orchester)
- Johannes Moesus (Dirigent)