a garden of black flowers
love and melancholy in late 16th century diminuitions, motets and madrigals by Palestrina, Bovicelli, Bassano et al.
astrophil & stella

albus 199199174446
1 CD • 49min • 2024
15.06.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der Garten als Rückzugsort – das ist eine wohlbekannte Vorstellung, die auch wir heute noch haben. Doch während der Garten heute eher als Gegenpol zur modernen Welt und als Ort, an dem man schöpferisch (und mit den Händen) tätig sein kann, gilt, war er im 16. Jahrhundert ein Ort, an dem man seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Dies war auf gewisse Weise damals auch in der Musik möglich, die stark von der Melancholie geprägt war, die in zahlreichen Verzierungen, also auch wieder auf einer eher künstlichen und kontrollierten Weise ihren Ausdruck fand.
Große Gefühle im Garten
Der Melancholie in der Musik des 16. Jahrhunderts hat sich auf seiner Debüt-CD das junge Ensemble astrophil & stella aus Basel gewidmet. Zum Titel und dem Thema wurde die Ensemblegründerin Johanna Bartz durch ein französisches Chanson inspiriert, in dem der „Garden of Black Flowers“ erwähnt wird. Dieses Chanson, Au joli bois, findet sich auch auf der CD wieder neben Werken von Cipriano de Rore, Pierre Vermont, Luca Marenzio, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Vicenzo Ruffo, Luzzasco Luzzaschi und Adrian Willaert. Somit haben astrophil & stella auf ihrer Debüt-CD eine überregionale Auswahl von Werken zusammengestellt, die sich im ersten Teil den positiven Gefühlen, die im Garten zum Ausdruck kommen, widmen. Mit dem genannten Au joli bois wandelt sich die Stimmung hin zu den Tränen, die im Garten vergossen werden.
Viele Unbekanntes - faszinierend dargeboten
Das Schweizer Ensemble astrophil & stella um die Flötistin Johanna Bartz hat sich 2016 gegründet und tritt seitdem in ganz Europa auf und wurde mehrfach besonders für seine ungewöhnlichen Formate ausgezeichnet. Je nach Projekt ist das Ensemble in wechselnden Besetzungen zu hören, so auf der vorliegenden CD in der kleinen Quartettbesetzung mit Johanna Bartz (Traversflöte und Leitung), Giovanna Baviera (Renaissance Viol und Gesang), Anna Danilevskaia (Renaissance Viol) und Claire Piganiol (Triple Harfe). Obschon es sich bei den hier eingespielten Werken unter anderem um Motetten und Madrigale handelt, erklingt jedoch erst in Willaerts finalem O dolce vita mia der Text in gesungener Form. Vorher ist es vor allem Bartz, die den Melodiepart übernimmt – und dies in gekonnt ausgezierter Weise. Die vier Musikerinnen sind in ihrem Spiel perfekt aufeinander eingespielt, so dass Bartz alle Freiheiten bleiben für ihre Diminutionen. Mit der Auswahl der Werke, die vorranging aus Italien stammen, haben astrophil & stella zahlreiche unbekanntere Kompositionen eingespielt und geben somit einen hervorragenden Überblick über die Musik der Zeit und vor allem auch die Gefühlswelt der damaligen Zeit und die – für uns heute – eher ungewöhnlichen Formen, in denen diese ausgedrückt werden konnten. Die Interpretinnen zeigen sich hier sowohl in der Auswahl als auch in der Umsetzung als Spezialistinnen für die Musik dieser Zeit, von denen man voraussichtlich noch vieles hören wird.
Verena Düren [15.06.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Cypriano de Rore | ||
1 | Non è ch'il duol mi scemi | 00:05:05 |
Pierre Vermont | ||
2 | On dit qu'Amour | 00:02:04 |
Luca Marenzio | ||
3 | Dicemi la mia stella | 00:01:38 |
4 | Le rose fronde e fiori | 00:01:21 |
Anon. | ||
5 | Sub umbra illius | 00:02:58 |
Giovanni Pierluigi da Palestrina | ||
6 | Pulchra es amica mea | 00:04:12 |
Cypriano de Rore | ||
7 | Io canterei d'amor si novamente | 00:04:09 |
Vincenzo Ruffo | ||
8 | La Gamba in Basso e Soprano (aus Capricci in musica a tre voci) | 00:03:01 |
Cypriano de Rore | ||
9 | Anchor che col partire | 00:04:05 |
Luzzasco Luzzaschi | ||
10 | Aura soave | 00:02:56 |
Claudin de Sermisy | ||
11 | Au joli bois | 00:02:32 |
Giovanni Pierluigi da Palestrina | ||
12 | Io son ferito | 00:06:46 |
Luca Marenzio | ||
13 | Ahime, che col fuggire | 00:02:40 |
Adrian Willaert | ||
14 | O dolce vita mia (aus Canzone Villanesche alla Napoletana) | 00:05:16 |
Interpreten der Einspielung
- astrophil & stella (Ensemble)