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Besprechung CD

Gioacchino Rossini

L'inganno felice
Theresia • Alessandro De Marchi

cpo 555 222-2

2 CD • 1h 30min • 2023

11.08.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

„Man wird hören, dass Cimarosa nicht gestorben, sondern sein Genie in Rossini übergegangen ist“, schrieb der Impresario des Venezianer Kleintheaters San Moisé nach der Premiere von L’inganno felice (8. Januar 1812) an die Mutter des kaum 20jährigen Komponisten. Die Musikgeschichte hat dieses Urteil bestätigt und die vorliegende neue Einspielung der dritten Oper des „Schwans von Pesaro“ macht es auch für den heutigen Hörer nachvollziehbar.

Zwischen Comédie larmoyante und Rettungsoper

Das Libretto von Giuseppe Maria Foppa variiert ein Thema, das in der literarisch und musikalisch viel bearbeiteten Sage der Genoveva von Brabant, aber auch in Shakespeares Drama Das Wintermärchen vorgeprägt war. Eine treue Frau wird zu Unrecht des Ehebruchs bezichtigt, von ihrem mächtigen Ehemann zum Tode verurteilt, auf wunderbare Weise gerettet und schließlich glanzvoll rehabilitiert. Bei Foppa wird die Fürstin Isabella von einem Freund ihres Gatten Bertrando, der bei ihr nicht landen konnte, verleumdet, schuldlos verstoßen und auf dem offenen Meer ausgesetzt. Der brave Bergwerkarbeiter Tarabotto liest sie am Strand auf und gibt sie als seine Nichte aus. Zehn Jahre später, als Bertrando das Bergwerk besichtigen will, begegnen sich die Eheleute wieder. Die Wahrheit kommt ans Licht, der böse Ormondo wird bestraft, Isabella verzeiht dem Gatten und dem Happy End steht nichts mehr im Wege. Es handelt sich bei dieser „Farsa“ nicht um eine Burleske, wie die Gattungsbezeichnung nahelegt, sondern um eine Mischung aus Comédie larmoyante und Rettungsoper. In der Beziehung von Ormondo, der sogar eine kleine Rache-Arie zu singen hat, und seinem hasenfüßigen Handlanger Batone denkt man unwillkürlich an Pizarro und Rocco im Fidelio – ein Stück, das die Autoren zumindest in der Version Ferdinando Paërs gekannt haben könnten.

Frühe Meisterschaft

Für die einaktigen Opern, die – unabhängig von ihrem Inhalt – damals als „Farsa“ bezeichnet wurden, gab es ein verbindliches Raster, das auch der junge Rossini bediente: Fünf (maximal 6) Sänger, kein Chor (nur Statisten), ein Kammerorchester, einheitliche Szene. Auf die Ouvertüre folgten acht (maximal 9) Gesangsnummern, die durch (teilweise längere) Rezitative verbunden waren. Rossini fühlte sich durch diese Vorgaben offenbar nicht eingeengt, gab vielmehr einen glänzenden Beweis früher Meisterschaft. Schon die Ouvertüre kann es an Erfindungsgabe und Spritzigkeit mit seinen späteren Werken aufnehmen. Das Terzett (als eine Art Halbfinale), in dem sich Isabella und Bertrando wiederbegegnen, ohne dass er sie wirklich erkennt, zeigt seine Kunst wirkungsvoller Ensembles ebenso wie das spannungsreiche Handlungsfinale, das zum „Showdown“ wird. Das übliche Buffo-Duett zwischen Batone und Tarabotto, die sich gegenseitig aushorchen, nimmt Elemente der Szene zwischen Magnifico und Dandini in La Cenerentola vorweg. Die obligatorische Arie der „Primadonna“ kurz vor Schluss der Handlung hat Rossini nach den Bedürfnissen der jeweiligen Sängerin mehrmals komponiert. Hier ist die Alternativ-Arie „Al più dolce e caro oggetto“ zu hören, die er Teresa Giorgi-Belloc „auf die Stimmbänder“ geschrieben hat.

Exzellente Wiedergabe

L’inganno felice (Der glückliche Betrug) liegt bereits in mehreren Einspielungen vor (u.a. unter Mark Minkowski), zuletzt gab es ein ansprechendes Video aus Bad Wildbad. Die Produktion vom Reate Festival in Rieti (das etwa 80 km nordöstlich von Rom liegt) erhält ihren besonderen Rang durch das Spiel des THERESIA Orchesters, das von ihrem Leiter Alessandro de Marchi wieder zu einer Spitzenleistung angehalten wird. Die Musik funkelt und leuchtet und hebt buchstäblich „vom Boden ab“, wie man es seit Alberto Zeddas Zeit nicht mehr gehört hat. Die Sänger erreichen zwar nicht das exklusive Niveau der Instrumentalisten, hinterlassen aber in toto einen guten Eindruck und vermitteln, obwohl unter Studio-Bedingungen produziert wurde, die Atmosphäre einer lebendigen Bühnen-Aufführung. Antonio Garés als Bertrando ist mehr Charaktertenor als Lyriker, für einen echten Rossini-Tenor fehlt es ihm an Schmelz und Eleganz. Das gilt in ähnlicher Weise für Miriam Albano, die der sanften Isabella mit ihrem interessant timbrierten Sopran die wünschenswerte Süße schuldig bleibt. Auf den Punkt besetzt sind dagegen die drei tiefen Männerstimmen. Matteo Loi (Tarabotto) ist ein kerniger Spielbariton in der Tradition Rolando Panerais, der sich auch für dramatischere Rollen empfiehlt. Luigi De Donato kann als Batone neben vokaler Buffo-Agilität auch die Qualitäten eines echten Basso profondo ausspielen und Giuseppe Toia versieht die kleinere Partie des Schurken Ormondo mit gepflegtem Belcanto.

Ekkehard Pluta [11.08.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Gioachino Rossini
1L' Inganno felice (Farsa in einem Akt) 01:30:25

Interpreten der Einspielung

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