Claudio Monteverdi
L'Incoronazione di Poppea
Neapel-Fassung 1651
Rondeau ROP623738-4
4 CD • 3h 59min • 2021
27.11.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Krönung der Poppea – L’Incoronazione di Poppea ist die Krönung des Operschaffens von Claudio Monteverdi (1567-1643), ihre Uraufführung fand im venezianischen Teatro Santi Giovanni e Paolo während der Karnevalsaison 1643 statt; Monteverdi starb am 29. November desselben Jahres. Etliche Einspielungen seit den 1950er Jahren haben die Unsterblichkeit der Krönung der Poppea bestätigt, sie in der Diskographie etabliert und alle stilistischen Adaptationen dieses Gipfelpunkts der Barockoper dokumentiert: 1952 entriss Walter Goehr mit dem Zürcher Tonhalle Orchester das Werk der Vergessenheit, es folgten Aufnahmen so verschiedener Dirigenten wie beispielsweise Herbert von Karajan, John Pritchard, Alan Curtis, Raymond Leppard, Nikolaus Harnoncourt, Richard Hickox, René Jacobs und John Eliot Gardiner bis hin zu Christophe Rousset, Marc Minkowsky, Emmanuelle Haïm und William Christie. Andreas Reize stellt sich also mit seiner Neueinspielung einem schier überwältigenden Kosmos an Vergleichsaufnahmen, doch präsentiert er mit seiner Aufnahme eine bisher nicht auf Tonträger präsente Version dieses Hauptwerkes der Barockoper.
Neapel 1651
Acht Jahre nach dem Tod Monteverdis wurde in Neapel eine Version der Poppea aufgeführt, die eine besonders prächtige Fassung des Werks präsentierte. Schon aus diesem Umstand ist Monteverdis immensse Bedeutung im Musikleben des 17. Jahrhunderts zu ersehen, in dem gerade im Bereich der Oper der Appetit nach Neuem überwältigend war, demzufolge ein immenser Nachschub von neu komponierten Opern das italienische Musikleben bestimmte und seine Ausbreitung über ganz Europa zweifellos begünstigte. Die vorliegende Aufnahme stellt insofern eine diskographische Premiere dar, als sie die neapolitanische Fassung erstmals in einer Einspielung dokumentiert. „Sowohl die Musik als auch der Text unterscheiden sich an vielen Stellen von der früheren Fassung aus Venedig 1643. So kann die Geschichte von Poppea und Kaiser Nero neu erlebt werden…“, steht auf der Internetpräsenz von Andreas Reize, dem Leiter dieser Einspielung, zu lesen.
Lebendige Gestaltung eines Urstoffes der Operngeschichte
Andreas Reize, der diese Einspielung kurz vor seiner Einführung in das Amt des Leipziger Thomaskantors geleitet hat, erweist sich hier als höchst berufener Interpret dieses frühen Höhepunkts der Operngeschichte: Nicht nur die Wahl der letzten, postumen Fassung der Krönung der Poppea, hebt dieser Aufnahme hervor; für eine authentische Klanggestalt sorgt nicht zuletzt auch die mitteltönige Stimmung des Instrumentalensembles, die für eine besonders delikate Umsetzung der harmonischen Entwicklungen der Orchesterpartitur Gewähr bietet, auch die speziell für jede verkörperte Rolle ausgewählte junge Vokalbesetzung garantiert individuelle Gestaltung und besten Ensemblegeist auf hohem sängerischen Niveau.
Fazit
So entsteht eine in sorgfältigem Rückgriff auf die Quellen authentische und dank der Darstellung ebenso der temperamentvollen wie der intimen Aspekte dieses Höhepunktes der frühen Operngeschichte eine Referenzeinspielung von L’Incoronazione di Poppea, die nicht nur in die Sammlung eines jeden Freundes der Musik dieser Epoche gehört, sondern auch die letzten Zweifler daran, ob diese Musik nicht etwa formalistisch und langweilig sei, eines besseren überzeugen dürfte.
Detmar Huchting [27.11.2022]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Claudio Monteverdi | ||
1 | L' Incoronazione di Poppea |
Interpreten der Einspielung
- Pia Davila (Poppea - Sopran)
- Elvira Bill (Nerone, Kaiser - Sopran)
- Geneviève Tschumi (Ottavia, Kaiserin - Mezzosopran)
- Jan Börner (Ottone, früherer Gatte Poppeas - Alt)
- Lisandro Abadie (Seneca - Baß)
- Kathrin Hottiger (Damigella, Pagin - Sopran, La Fortuna - Sopran, Pallade - Sopran)
- Julia Sophie Wagner (Drusilla - Sopran, La Virtù - Sopran, Venere - Sopran)
- Marion Grange (Amore - Sopran, Valletto, Page - Tenor)
- Sebastian Monti (Nutrice, Amme - Alt, Arnalta, Poppeas Amme - Tenor)
- Michael Feyfar (Lucano - Tenor)
- Hans-Jörg Mammel (Liberto, Hauptmann - Tenor)
- Tobias Wicky (Mercurio - Baß, Littore - Baß)
- Cantus Firmus Consort (Ensemble)
- Andreas Reize (Dirigent)