Mozart Complete Sonatas for Piano and Violin
hänssler CLASSIC 98.254
4 CD • 4h 51min • 2006-2009
12.08.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie kaum eine andere Werkgruppe spiegeln Mozarts Sonaten für Klavier und Violine die ganze Vielfalt seiner schöpferischen Persönlichkeit. Sie reicht von der großen konzertanten Geste der B-Dur-Sonate KV 454, bei deren Uraufführung 1784 in Wien in Anwesenheit Kaiser Josephs II. Mozart die Geigerin Strinasacchi ohne Noten extemporierend am Klavier begleitete, bis zu intimen Seelenergüssen wie dem Andante aus KV 306, von überschwänglicher Ausgelassenheit im Presto der in Nachbarschaft zur Kleinen Nachtmusik entstandenen Sonate KV 526 bis zur beklemmenden Trauer der e-Moll-Sonate KV 304, mit der der Komponist auf den Tod seiner Mutter während der Paris-Reise 1778 reagierte. Die Vielgestaltigkeit der Formen und die emotionale Spannweite unterscheiden die Sonaten ab der in Paris als op. 1 veröffentlichten Sechser-Gruppe grundsätzlich von den (hier nicht enthaltenen) „kurzen, leichten, popularen" Stücken, die Mozart auf Anregung seines Vaters als noch nicht einmal Zehnjähriger schrieb, so wie sie über das Vorbild der damals populären Sonaten von Joseph Schuster hinausgehen, durch deren Bekanntschaft Mozart den Anstoß zur Komposition seiner ersten großen Sonaten erhielt.
In der 1781 in Wien als op. 2 erschienenen nächsten Sechser-Gruppe geht Mozart in der Behandlung seiner beiden „Haus-Instrumente", der Violine und dem Klavier, noch einen Schritt weiter, indem er die Violine von einer reinen (entbehrlichen) Begleitfunktion emanzipiert, ihr wesentliches Material überträgt und sie mit dem Klavier in gleichberechtigten Dialog treten lässt. „Dabei ist das Accompagnement der Violine mit der Klavierpartie so künstlich verbunden", schrieb schon 1783 Cramers Magazin der Musik, „dass beide Instrumente in beständiger Aufmerksamkeit erhalten werden, so dass diese Sonaten einen ebenso fertigen Violin- als Klavierspieler erfordern."
Dies ist in der vorliegenden, über einen Zeitraum von gut drei Jahren hin entstandenen Gesamteinspielung ohne Zweifel gegeben. Dimitri Sitkovetskys Spiel ist beweglich, tonlich flexibel und erfreulich unmanieriert. Mit seinen beiden Partnern – Antonio Pappano für die erste CD, Konstantin Lifschitz für die restlichen drei – harmoniert er vortrefflich, wobei Lifschitz hier als der profiliertere Partner mit exzellentem, leichtem und klarem Anschlag zu nennen ist. Dass die Geige aufnahmetechnisch gegenüber dem Klavier generell etwas zu sehr in den Vordergrund gerückt erscheint, beeinträchtigt den hervorragenden Gesamteindruck kaum. Die Anordnung der insgesamt siebzehn Sonaten folgt nicht der Chronologie ihrer Entstehung, sondern mischt auf jeder der bereits einzeln erschienenen CDs frühere und spätere Werke, so dass eine abwechslungsreiche, lebendige Hörfolge entsteht. Die Tempi sind durchweg gut getroffen und tragen der Individualität jedes einzelnen Satzes auf überzeugende Weise Rechnung. Die zwanglose Natürlichkeit und Lebendigkeit des Spiels, die weder nach Effekten schielt noch irgendwelchen aufführungspraktischen Dogmen folgt, macht den besonderen Rang dieser Aufnahmen aus. Ein ebenso kurzweiliger wie informativer Begleittext rundet die erfreuliche Produktion ab.
Sixtus König † † [12.08.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Sonate A-Dur KV 305 für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 5) | 00:15:57 |
3 | Sonate Es-Dur KV 380 KV 374f für Violine und Klavier | 00:18:41 |
6 | Sonate e-Moll KV 304 KV 300c | 00:14:12 |
8 | Sonate B-Dur KV 454 für Violine und Klavier | 00:20:46 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Sonate G-Dur KV 301 für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 1) | 00:13:06 |
3 | Sonate D-Dur KV 306 KV 300l für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 6) | 00:22:33 |
4 | Sonate F-Dur KV 376 KV 374d für Violine und Klavier | 00:16:57 |
9 | Sonate A-Dur KV 526 für Violine und Klavier | 00:24:06 |
CD/SACD 3 | ||
1 | Sonate C-Dur KV 293c KV 303 für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 3) | 00:09:42 |
3 | Sonate F-Dur KV 377 KV 374e für Violine und Klavier | 00:19:20 |
6 | Sonate B-Dur KV 378 KV 317d für Violine und Klavier | 00:19:55 |
9 | Sonate Es-Dur KV 481 für Violine und Klavier | 00:22:57 |
CD/SACD 4 | ||
1 | Sonate Es-Dur KV 293b KV 302 für Violine und Klavier (Mannheimer Sonate Nr. 2) | 00:11:23 |
3 | Sonate G-Dur KV 379 KV 373a für Violine und Klavier | 00:19:34 |
6 | Sonate C-Dur KV 403 für Violine und Klavier (Fragment) | 00:08:27 |
9 | Sonate C-Dur KV 296 für Violine und Klavier | 00:17:45 |
12 | Sonate F-Dur KV 547 für Violine und Klavier | 00:18:40 |
Interpreten der Einspielung
- Dmitry Sitkovetsky (Violine)
- Antonio Pappano (Klavier)
- Konstantin Lifschitz (Klavier)