Karita Mattila Helsinki Recital
Ondine ODE 1100-5
1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2006
01.08.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein gewöhnlicher Liederabend war das Recital nicht, das Karita Mattila im vergangenen Oktober in der Finnischen Nationaloper veranstaltet hat, vielmehr ein durchaus theatralischer Event. Kein Abend der leisen, verhaltenen Töne, sondern eine Demonstration völliger Selbstentäußerung mit den Mitteln des Liedes. Schon die Programmzusammenstellung lag weit außerhalb des Üblichen, war aber völlig auf die stimmlichen und gestalterischen Möglichkeiten der Sängerin zugeschnitten.
Bereits die einleitenden fünf Lieder von Henri Duparc (einige davon auf Texte seiner bekannten Zeitgenossen Baudelaire, Gautier und Leconte de Lisle) geben die Richtung des Abends vor: keine lyrischen Betrachtungen, sondern Monologe von großer innerer Dramatik. Die kommt danach zum Explodieren in den Quatre instants der finnischen Komponistin Kaija Saariaho auf französische Texte von Amin Maalouf. Dieser Zyklus wurde Karita Mattila auf die Stimme geschrieben und von ihr 2003 im Pariser Châtelet-Theater uraufgeführt. Vier Momente der Liebe werden hier mit größtmöglicher Expressivität gestaltet: Das Warten, die Qual, die Erfüllung und der Nachklang. Saariaho läßt keinen Raum für Liebesgesäusel, sondern bohrt in den Eingeweiden. Und folgerichtig überschreitet Mattila immer wieder die Grenzen des reinen Gesangs, während der brilliante Pianist Martin Katz, der hier gleichberechtigter Partner ist, gleichsam mit Hammer und Meißel arbeitet.
Auch in den fünf Liedern von Rachmaninow (zwei davon auf Texte von Puschkin) geht Ausdruck vor Schönklang. Da wird nicht einfach die „russische Seele“ bedient, da identifiziert sich die Sängerin mit den dargestellten Gefühlen. In Kakoje stastje (Was für ein Glück) schließt der Vortrag direkt an den Saariaho-Zyklus an, kulminiert die Liebesäußerung in ekstatischen Schreien.
Beinahe gemütlich klingt der Abend mit den temperamentvollen und gelegentlich melancholischen Zigeunerliedern von Dvorák aus. Hier bemüht sich Mattila mit Erfolg um einen bodenständigen, gelegentlich derben Ton.
Ekkehard Pluta [01.08.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Henri Duparc | ||
2 | L' invitation au voyage | 00:04:27 |
3 | Romance de Mignon | 00:04:11 |
4 | Au Pays ou se fait la guerre | 00:05:35 |
5 | Chanson triste | 00:03:30 |
6 | Phidylé | 00:06:03 |
Kaija Saariaho | ||
7 | Attente | 00:05:10 |
8 | Douleur | 00:06:07 |
9 | Parfum de l'instant | 00:03:41 |
10 | Résonances | 00:07:01 |
Sergej Rachmaninow | ||
11 | Sing not to me, beautiful maiden op. 4 No. 4 (1893) | 00:04:40 |
12 | Twilight op. 21 No. 3 (1902) | 00:02:06 |
13 | Fragment from Musset op. 21 No. 6 (Mainacht, 1902) | 00:02:00 |
14 | Muza op. 34 Nr. 1 | 00:04:10 |
15 | Kakoje stsastje op. 34 Nr. 12 | 00:02:22 |
Antonín Dvořák | ||
16 | Gipsy Songs op. 55 | 00:15:17 |
Interpreten der Einspielung
- Karita Mattila (Sopran)
- Martin Katz (Klavier)