Ondine ODE 1261-2
1 CD • 65min • 2014
19.08.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ihren hohen Rang als Lied-Interpretin hat die finnische Sopranistin Soile Isokoski nicht nur im Konzertsaal, sondern auch auf mehreren Recitals des Labels Ondine unter Beweis gestellt, wobei bisher finnische und deutsche Komponisten (Sibelius, R. Strauss, Hindemith) im Zentrum standen. Ihre Auseinandersetzung mit französischen Orchesterliedern erweitert nicht nur ihr Repertoire, sie kann insgesamt auch künstlerisch als gelungen gelten. Auf der Opernbühne war Isokoski auch in französischen Partien sehr erfolgreich, als Marguerite, Micaela, Antonia und Rachel (La Juive), Sprache und Idiom dieser Musik sind ihr also vertraut, und das hier zusammengestellte Programm kommt den Möglichkeiten ihrer lyrisch-dramatischen Zwischenfachstimme sehr entgegen.
Natürlich liegt das meiste davon in zahllosen anderen Einspielungen vor und die Sopranistin ist da einer teilweise sehr prominenten Konkurrenz ausgesetzt, aber ehrlich und kompromisslos, wie sie als Künstlerin ist, findet sie in allen Fällen einen ganz persönlichen Zugang zu den Liedern. Der Zyklus Les nuits d’été (1841/56), mit dem die Geschichte des französischen Orchesterliedes eigentlich beginnt, ist dabei in den Mittelpunkt gestellt, während die Vertreter einer jüngeren, bereits von Wagner beeinflussten Generation das Programm abrunden. Das Poème de l’amour et de la mer von Ernest Chausson (1882-1892) sucht die Verehrung des Komponisten für den Meister des Tristan und des Parsifal nicht zu verstecken, es handelt sich um eine sinfonische Dichtung, in die der poetisch-symbolistische Text gleichsam eingebettet ist. Henri Duparc, der einen großen Teil seiner Liedkompositionen vernichtet hat, hat einige der 17 übrig gebliebenen Klavierlieder, darunter die drei hier vorliegenden, später in Orchesterfassungen gebracht, die mit dem Farbenreichtum der Spätromantik aufwarten.
Soile Isokoski war zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits 57 Jahre alt und hatte eine schwere Krankheit hinter sich. Doch weder Alter noch Krankheit haben ihrer jugendlich blühenden Stimme etwas anhaben können. Ihre Artikulation der französischen Sprache ist sehr weich, man versteht die Texte nur ganz, wenn man sie im Booklet mitliest, aber die geistige und emotionale Durchdringung der Liedinhalte packt den Hörer unmittelbar und er hört besonders im Berlioz-Zyklus die ernsten Zwischentöne, die Todesstimmungen gleichsam wie zum ersten Mal.
John Storgårds und das Helsinki Philharmonic Orchestra stellen eine glückliche Klangbalance mit der Singstimme her, wobei im Poème Chaussons die Orchesterwogen partiturgerecht auch mal hochgehen dürfen, ansonsten fällt aber die Liebe zum lyrischen Detail auf, durch die auch Intimität entstehen kann.
Ekkehard Pluta [19.08.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ernest Chausson | ||
1 | Poèmes de l'amour et de la mer op. 19 für Singstimme und Orchester (nach Gedichten von Maurice Bouchor) | 00:26:43 |
Hector Berlioz | ||
4 | Les nuits d'été, Sechs Lieder op. 7 für Singstimme und Orchester (Liederzyklus nach Texten von Théophile Gautier) | 00:28:41 |
Henri Duparc | ||
10 | Le Manoir de Rosemonde | 00:02:32 |
11 | L' invitation au voyage | 00:03:21 |
12 | Chanson triste | 00:02:53 |
Interpreten der Einspielung
- Soile Isokoski (Sopran)
- Helsinki Philharmonic Orchestra (Orchester)
- John Størgårds (Dirigent)