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Besprechung CD

Ondine ODE 1092-2

1 CD • 67min • 2005

09.05.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Nach der viel gelobten Einspielung der zweiten Sinfonie von Albert Roussel mit Eschenbach folgen hier nun die erste und vierte Sinfonie. Es ist erfreulich, daß mit Christoph Eschenbach einer der Stardirigenten diesen zu wenig bekannten, bedeutenden Komponisten für sich entdeckt. Die Aufnahme der vier Sinfonien mit dem Orchestre National de France unter Charles Dutoit (Erato Ultima 2 CD 3984 21090 2) hat immerhin schon 20 Jahre auf dem Buckel, auch wenn die klar strukturierten, hinreißenden Interpretationen heute noch mühelos mithalten können. Eschenbach geht Roussel weitaus süffiger im Klang an, betont mit oft starkem Espressivo das Rauschhafte, Ekstatische. Dabei bleibt das für Roussel so wichtige Brodeln unter der Oberfläche manchmal auf der Strecke – auch wenn man sich nur zu gern dem opulenten, dabei trotzdem wunderbar differenzierten Orchesterklang dieser Aufnahmen hingibt. Dies gilt besonders für die erste Sinfonie Waldgedichte) – auch wenn eigenartigerweise gerade in dem eigentlich anrührendsten Satz, Renouveau (Tr. 2), in der Mitte etwas Spannung verloren geht. Das reißt allerdings der schöne Sog auf das Ende hin wieder heraus (etwa ab 6’55). Ein besonderer Höhepunkt sind die Faunen und Dryaden (Tr. 4), deren lustvolles Treiben Eschenbach entsprechend auskostet.

Nicht ganz so glücklich bin ich mit der Darstellung der vierten Sinfonie, für die sich Eschenbach viel Zeit nimmt. Die herben Reibungen der langsamen Teile hat Dutoit vielleicht doch noch etwas schärfer herausgekitzelt. Sein Musizieren wirkt unmittelbar und direkt, ohne dabei an Farben und Intensität zu verlieren; dieser Ansatz steht mir persönlich näher als der Eschenbachs, der manchmal zu kultiviert wirkt und etwa an polternden Stellen nicht richtig grob wird – man höre nur einmal den Beginn des Allegro im Kopfsatz der Vierten, dessen derber Humor einen bei Dutoit (Tr. 4, ca. 1’52) regelrecht überfällt, während Eschenbach (Tr. 5, 2’11) ziemlich zurückhaltend bleibt. Das ist wohl eine Frage der Persönlichkeit, ich glaube, Eschenbach könnte in seinen Darbietungen den Hörer manchmal noch stärker packen, wenn er mehr aus sich heraus und vielleicht einmal „aufs Ganze“ gehen würde. Das soll aber nicht sein Verdienst um Roussel schmälern – wobei ich mir wünsche, dass sich Eschenbach auch einmal der vernachlässigten anderen sinfonischen Hauptwerke dieses Komponisten annimmt. Auf CD vermißt man einige Tondichtungen wie die kühne Résurrection nach Tolstoi sowie insbesondere die große Chorsinfonie Evocations, die nicht fehlen sollte.

Dr. Benjamin G. Cohrs [09.05.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Albert Roussel
1Sinfonie Nr. 1 (Le Poème de la forêt) 00:41:49
5Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 53 00:24:54

Interpreten der Einspielung

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