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Vers la Vie Nouvelle

Lili Boulanger | Nadia Boulanger | Germaine Tailleferre | Francis Poulenc
Evgenia Nekrasova piano

Ars Produktion ARS 38 688

1 CD • 54min • 2025

29.11.2025

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

„Vers la Vie Nouvelle“ ist der Titel der neuen Aufnahme der gebürtigen Weißrussin Evgenia Nekrasova. Damit zitiert sie den Titel einer Komposition von Nadia Boulanger, die auch für das Konzept der CD eine wichtige Rolle spielt. Denn Nekrasova beleuchtet hier nicht nur eine bedeutende Zeitspanne in Frankreich, sondern stellt auch komponierende Frauen in den Vordergrund ihres Programms, was grundsätzlich einer ihrer Repertoire-Schwerpunkte ist. Die wichtigsten Vertreterinnen ihrer Zunft in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Schwestern Lili und Nadia Boulanger, die nicht nur als Komponistinnen bis heute von großer Bedeutung sind, sondern gerade Letztere als gefragte Pädagogin die nachfolgenden Generationen entscheidend geprägt hat. So ist den beiden Schwestern nicht nur Aufmerksamkeit im Titel der Aufnahme gewidmet, sondern es stammt auch der Großteil des Programms von ihnen.

Ihre Biographien stellen mit Sicherheit eine Ausnahme in der damaligen Zeit dar, wurden sie doch in ein musikliebendes Elternhaus geboren und in ihrem künstlerischen Schaffen unterstützt. Das Œuvre der jüngeren Schwester, Lili, blieb jedoch nicht sehr umgangreich, da sie bereits früh verstarb, war aber vielleicht sogar vielversprechender als das ihrer älteren Schwester. Neben dem Prélude Des-Dur, das erst 2022 veröffentlicht wurde, erklingen Trois morceaux und das Variationswerk Thème et variations – beides Werke, an denen sie arbeitete, als sie sich in der Villa Medici in Rom aufhielt.

Kaleidoskop der französischen Musik rund um die Boulanger-Schwestern

Bereits die kurzen Morceaux sind sowohl als Komposition als auch in der Umsetzung von Evgenia Nekrasova von einer wunderbaren Tiefe. Melancholisch mit der ganzen Farbpalette des musikalischen Impressionismus und dabei auch einem bereits erkennbaren eigenen Stil, was an dem spritzigen „Cortège“ deutlich wird. Nekrasova setzt die Charakterstücke abwechslungsreich um. Dabei gelingt es ihr, auch auf eine Dauer von nur anderthalb Minuten den Charakter des Stücks pointiert herauszuarbeiten. Ähnlich, aber auch wieder ganz anders als die Musik ihrer jüngeren Schwester erklingen Trois petites pièces sowie das Titelstück von Nadia Boulanger. Neben der Musik der beiden Boulanger-Schwestern, die bei dieser Aufnahme im Vordergrund stehen, hat Nekrasova auch Werke von Germaine Tailleferre und Francis Poulenc ausgewählt. Tailleferre, die im Elternhaus längst kein so unterstützendes Umfeld hatte wie die Boulanger-Schwestern, setzte sich jedoch mit ihrer Musik durch und wurde zur einzigen Frau in der „Groupe des Six“, zu der auch Poulenc zählte. Diese Gruppe fühlte sich eher dem Neoklassizismus verbunden, was man an den Klangfarben bei Tailleferre und Poulenc deutlich hört. Erstere schrieb Musik in den verschiedensten Gattungen, von denen hier einige Charakterstücke zu hören sind. Um den Blick auf die Musik der „Groupe des Six“ zu vervollständigen sind auch Werke von Poulenc zu hören, der zu den bis heute wichtigsten Vertretern der Gruppe gehört.

Evgenia Nekrasova ist mit ihrer neuen CD „Vers La Vie Nouvelle“ ein Porträt der Pariser Musik im Umkreis der Boulanger-Schwestern gelungen. Dass sie sich mit dem Repertoire schon länger intensiv auseinandersetzt und dies mit Herzblut umsetzt, wird deutlich hörbar.

Verena Düren [29.11.2025]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Evgenia Nekrasova (Klavier)