Von Licht und Frieden
Geistliche Chormusik der Romantik und Moderne
Jens-Peter Enk • Wuppertaler Kurrende • Lukas Baumann
Rondeau ROP6277
1 CD • 60min • 2025
13.12.2025
Künstlerische Qualität:![]()
Klangqualität:![]()
Gesamteindruck:![]()
Die 1924 gegründete Wuppertaler Kurrende zählt zu den maßgebenden deutschen Knabenchören. Dies demonstriert diese Aufnahme mit geistlicher Chormusik trefflich. Sie vereinigt romantische Werke von Anton Bruckner und Felix Mendelssohn Bartholdy mit modernen Werken unter anderem von Gustav Gunsenheimer und Vytautas Miškinis sowie mit Gospelsongs, alles garniert mit Orgelstücken: eine in sich sehr schlüssige und abwechslungsreiche Programmgestaltung, die das pausenlose Hören dieser CD gewinnbringend ermöglicht. Dass der jetzige Chorleiter Lukas Baumann ein ehemaliges Kurrende-Mitglied ist und einige Jahre beim Windsbacher Knabenchor gearbeitet hat, macht sich sehr positiv bemerkbar.
So hat er den gemischten Chor aus Knaben- und Männerstimmen zu einem höchst homogenen, kompakten Klang geformt mit vorbildlich genauer Konsonantenabsprache, sauberer Intonation und genau ausgehorchten Akkorden.
Erfrischend jugendlicher Klang der Männerstimmen
Vor allem die jugendlichen Männerstimmen haben einen erfrischenden „fettfreien“ Klang, was sich vor allem in der Eichendorff-Vertonung von Komm, Trost der Welt von Wilhelm Nagel (Track 12) zeigt. Hier ist alle Männerchor-Triefigkeit weggewischt, hier herrschen große Ruhe und stimmiges textdeutendes Gefühl ohne Gefühligkeit. Andrerseits produzieren sie archaische Strenge im Pater noster von Albert de Klerk (Track 15). Die Knaben singen mit ziemlich offenen Vokalen, die vor allem in der Höhe wenig durch Kopfstimmigkeit abgerundet sind, was das Kindliche in den Knabenstimmen verstärkt und in hohen Höhen die Gefahr der Spitzigkeit birgt. Das mildert bzw. mindert dann die herbe Chromatik der modernen Werke und die Mystik in dem Bruckner’schen Locus iste. Dafür erfreuen die satten Harmonien und geradezu verzweifelten Rufe in dem Gospelsong My Lord, What a Mornin‘ (Track 9) und die predigthaft-dramatische Erzählkraft in Die Heilung des Blinden von Gunsenheimer (Track 7) sowie die Herausarbeitung des dichten kontrapunktischen Gefüges, des eindringlichen melodischen Sogs und der großen dynamischen Bögen in Mendelssohns Herr, nun lässest du deinen Diener (Track 10). Und in Cantate Domino von Vyautas (Track 4) wirkt die aufgehellte Stimmlage der Knabenstimmen als freudige Frische.
Freischwebende Einsätze perfekt gelungen
Sowohl Beschirm uns Gott von Heinz Rudolf Meier (Track 2) als auch der von Alwin Michael Schronen komponierte Segensspruch Der Herr segne dich (Track 17) entfaltet der Dirigent Lukas Baumann in ruhiger Spannung und zeigt damit, wie souverän der Chor sich zwischen neoromantischen Harmonien und modernen Clusterklängen bewegt. Und auch die freischwebenden Einsätze gelingen den Sängern perfekt, vor allem im Locus iste. Das Abendlied von Max Reger (Ich liege und schlafe ganz in Frieden, Track 18) mit seiner sehr transparent gehaltenen komplexen Harmonik ist ein trostreicher und berührender Abschluss.
Die Orgeleinspielungen von Jens-Peter Enk sind stimmig, seine zwei kurzen Improvisationen passen sich der Licht-und-Frieden-Thematik der CD an, der Kopfsatz der Orgelsonate von Guilmant ist von voranschreitendem Tempo und vielfarbiger Registrierung geprägt. Die Tonregie trennt alle Chorstimmen mustergültig und führt sie doch zu einem raumgestützten prägnanten Gesamtklang zusammen.
Rainer W. Janka [13.12.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
| Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
|---|---|---|
| CD/SACD 1 | ||
| Johann Sebastian Bach | ||
| 1 | Wer nur den lieben Gott läßt walten BWV 642 (Choralvorspiel) | 00:02:46 |
| Heinz Rudolf Meier | ||
| 2 | Beschirm uns, Gott | 00:04:12 |
| Anton Bruckner | ||
| 3 | Locus iste (Graduale) | 00:03:04 |
| Vytautas Miškinis | ||
| 4 | Cantate Domino | 00:02:55 |
| Jens-Peter Enk | ||
| 5 | Improvisation Nr. 1 | 00:00:47 |
| Karl Hänsel | ||
| 6 | O filii et filiae | 00:02:09 |
| Gustav Gunsenheimer | ||
| 7 | Die Heilung des Blinden | 00:04:57 |
| Leila Naylor Morris | ||
| 8 | Nearer, Still Nearer | 00:04:09 |
| trad. | ||
| 9 | My Lord, What a Mornin' | 00:03:36 |
| Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
| 10 | Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren op. 69 Nr. 1 (Motette) | 00:04:59 |
| Jens-Peter Enk | ||
| 11 | Improvisation Nr. 2 | 00:00:58 |
| Wilhelm Nagel | ||
| 12 | Komm, Trost der Welt | 00:03:18 |
| trad. | ||
| 13 | Deep River | 00:03:12 |
| Jens-Peter Enk | ||
| 14 | Improvisation Nr. 3 | 00:01:08 |
| Albert De Klerk | ||
| 15 | Pater noster | 00:02:47 |
| Félix Alexandre Guilmant | ||
| 16 | Sonate Nr. 2 D-Dur op. 50, 1. Satz Allegro moderato | 00:06:24 |
| Alwin Michael Schronen | ||
| 17 | Der Herr segne dich | 00:06:35 |
| Max Reger | ||
| 18 | Ich liege und schlafe ganz in Frieden | 00:02:08 |
Interpreten der Einspielung
- Jens-Peter Enk (Orgel)
- Wuppertaler Kurrende (Chor)
- Lukas Baumann (Dirigent)
