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Besprechung CD

Esquisses

Leonard Schultsz Horn • Jan Schultsz Piano

Ars Produktion ARS 38 694

1 CD • 56min • 2024, 2025

06.11.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
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Mit seinem Album „Esquisses“ legt der 17-jährige Gymnasiast Leonard Schultsz ein erstaunlich reifes Debüt vor. Der aus Basel stammende Hornist spannt einen Bogen von russischen Spätromantikern über die Klassische Moderne bis hin zu Schweizer Gegenwartskomponisten. Den roten Faden bildet die Idee der musikalischen Skizze, was es dem jungen Hornisten ermöglicht, ein breites Spektrum an Klangfarben, Emotionen und Stilen zu entfalten.

Tonträgerdebüt eines 17-jährigen Schülers

Den Auftakt machen fünf augenzwinkernde Miniaturen le monde minuscule, die der Schweizer Komponist Daniel Schnyder 1996 veröffentlichte. Haarscharf trifft Leonard Schultsz den Charakter einer jeden Miniatur. Le petit Américain swingt gehörig. L’insecte et le pachiderme illustriert er effektvoll mit tonmalerischen Glissandi und Flatterzunge. In E-Mail werden ironisch Posthorn-Fanfaren zitiert.

Weiter geht es mit einer schwermütigen Romanze des wenig bekannten Schumann-Schülers Albert Dietrich. Für eine dezente und einfühlsame Klavierbegleitung sorgt Jan Schultsz, Vater des jungen Hornisten, der sich als Dirigent und Kammermusiker einen Namen gemacht hat. Wie gut der Bösendorfer zum warmen Klang des Horns passt, offenbart sich auch in Ernst Kreneks schlichter, gesanglicher Ballade. Sie entstammt der Reihe School Music, die der Emigrant Krenek in New York schrieb, wo er zunächst als Lehrer seinen Lebensunterhalt verdiente.

Eine eingängige „Melodie“ des Polen Zygmunt Noskowski, der übrigens eine Notenschrift für Blinde erfand, leitet über zum Reigen von Miniaturen russischer Spätromantiker: Glasunow, Skrjabin, Reinhold Glière und Strawinskis Lehrer Theodore Akimenko. Den Schluss bildet die titelgebende Esquisse des Rimski-Korsakow-Schülers Nikolai Tscherepin.

Russische Romantik und Schweizer Moderne

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Schweizer Gegenwartskomponisten, mit denen Leonard Schultsz teilweise persönlich zusammengearbeitet hat. Das trifft sicher auf Thüring Bräm zu, der als Präsident der Jeunesses Musicales de Suisse und auf ähnlichen Posten eine große Bedeutung für das Schweizer Musikerleben hat. In Bräms Mountain Call kann Leonard Schultsz jaulen, „stopfen“ und ins Horn singen, so dass sich eine richtige Mehrstimmigkeit ergibt. Die „Melodien“ des 2021 verstorbenen Rudolf Kelterborn wiederum stehen im Kontrast zu ihrem Titel, muten sie doch eher kantig und sperrig an.

Leonard Schultsz überzeugt mit diesem breiten, höchst anspruchsvollen Repertoire durch klanglichen Feinsinn, technische Souveränität und stilistische Wandlungsfähigkeit. Sein Vater Jan Schultsz erweist sich als erfahrener, sensibler Klavierpartner.

Das Debüt „Esquisses“ wirkt souverän, mutig und kompromisslos, weil Leonard Schultsz keine Zugeständnisse macht. Weder setzt er Virtuosität als Selbstzweck in Szene, noch nimmt er in seiner Auswahl Rücksicht auf oberflächliche Unterhaltungsbedürfnisse. Eine wegweisende Hornaufnahme!

Antje Rößler [06.11.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Daniel Schnyder
1Le monde minuscule 00:08:22
Albert Dietrich
6Einleitung und Romanze op. 27 00:06:48
Rudolf Kelterborn
7Melodien für Solo-Horn 00:07:43
Paul Dukas
8Andantino 00:01:41
Ernst Krenek
9School Music (Ballade) 00:04:50
George Enescu
10Morceau de déchiffrage 00:01:32
Thüring Bräm
11Mountain Call 00:04:10
Zygmunt Noskowski
12Melodie 00:02:46
Alexander Glasunow
13Rêverie Des-Dur op. 24 für Horn und Klavier 00:02:59
Théodore Akimenko
14Nocturne 00:04:45
Alexander Scriabin
15Romance op. 40 00:01:49
Reinhold Glière
16Nocturne 00:03:06
Nikolai Tscherepnin
17Esquisse 00:04:47

Interpreten der Einspielung

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