Maria
Josquin in Leipzig
amarcord

Raumklang RK AP 10124
1 CD • 80min • 2021, 2022, 2023
08.06.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Josquin des Prez (ca. 1450-1521) galt schon seinen Zeitgenossen als der bedeutendste Komponist seiner Generation, und noch heute nimmt er diesen herausragenden Platz ein. Werke aus Josquins Feder fanden schon zu seinen Lebzeiten Eingang in Musikhandschriften der blühenden Messestadt Leipzig, die seit 1497 dank des Messeprivilegs Kaiser Maximilians I. dreimal jährlich eine internationale Handelsgesellschaft in ihren Mauern versammelte. Um 1500 entstand die Sammelhandschrift des Gelehrten Nicolaus Apel, und ein halbes Jahrhundert später, 1558, das bedeutende – heute in der Universitätsbibliothek Leipzig verwahrte – Manuskript Ms. Thomaskirche 49/50, in dem die berühmtesten Komponisten der Zeit vereint sind. So bedeutet diese CD eine Hommage des Ensembles amarcord an den überragenden Meister der Musik der Renaissance anhand der in Leipzig aufbewahrten Überlieferung seines Werks.
Bedeutende Messe an die Gottesmutter
Im Zentrum der Einspielung steht die Missa de Beata Virgine, eine Messe an die Jungfrau Maria. Die hohe Verehrung Mariens in der Römisch-Katholischen Kirche nimmt auch in der katholischen Kirchenmusik eine bedeutende Rolle ein; Josquin liefert mit dieser Messe eine Komposition, die angesichts ihrer überragenden Qualität und seines hohen Ranges als Kirchenmusiker für seine Zeitgenossen sicherlich dazu bestimmt war, ein maßstäbliches Werk im geistlichen Leben der Epoche zu werden. So steht sie auch noch für heutige Zuhörer da und legt ihren Interpreten eine hohe Verantwortung für ihre Darstellung auf. Sieben Motetten aus den Leipziger Josquin-Handschriften ergänzen seine Messe an die Gottesmutter.
Eindrucksvolle Beigaben
Über das eindrucksvolle Porträt eines „Leipziger Josquin“ hinaus wartet die Einspielung noch mit einem beeindruckenden Rückblick in die mittelalterliche Kirchenmusik Leipzigs auf: Es erklingen drei Gesänge aus dem „Thomas-Graduale“, das im 13 und 14. Jahrhundert aufgeschrieben wurde und in dem damals in der Stadt gebräuchliche liturgische Gesänge aufgezeichnet sind. Auch nach der Reformation blieb die Bedeutung der Handschrift erhalten und wirkte inspirierend auf die Kirchenmusik der Stadt bis hin zu Johann Sebastian Bach. Im übrigen präsentiert diese CD außer der Messe und zwei Motetten acht Weltersteinspielungen, die für in der Epoche beschlagene Musikfreunde von besonderem Interesse sein dürften.
Höchstes sängerisches Niveau
Die Tatsache, dass Musik dieser epochalen Qualität ihre Interpreten mit höchsten Anforderungen konfrontiert, ist zwar nicht erstaunlich – wenn allerdings, wie hier, diesen Anforderungen in allen Parametern perfekt entsprochen wird: von der Tonreinheit über den Zusammenklang des Ensembles bis zur Intensität der musikalischen Gestaltung in die feinsten Nuancen hinein, dann sind Bewunderung und Respekt am Platze und Dank an die Interpreten für die erstrangige Vermittlung dieser außergewöhnlichen Musik.
Auch die äquivalente Leistung der Tontechniker dieser in nächtlichen Aufnahmesitzungen in der Leipziger Thomaskirche aufgezeichneten CD darf nicht unerwähnt bleiben.
Detmar Huchting [08.06.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Josquin Desprez | ||
1 | Ave Maria ... virgo serena | 00:05:32 |
2 | Ave Maria (Sequenz Thomas-Graduale) | 00:03:28 |
3 | Missa de Beata Virgine, I. Kyrie | 00:04:11 |
4 | Missa de Beata Virgine, II. Gloria | 00:09:45 |
5 | Petite et accipietis | 00:01:34 |
6 | Miserator et misericors Dominus | 00:04:14 |
7 | Missa de Beata Virgine, III. Credo | 00:08:46 |
8 | Sana me Domine | 00:02:49 |
9 | Gaude Maria templum summe (Sequenz Thomas-Graduale) | 00:03:52 |
10 | Missa de Beata Virgine, IV. Sanctus | 00:06:58 |
11 | Delevi ut nubem | 00:03:32 |
12 | Imperatrix angelorum (Supplication Thomas-Graduale) | 00:03:32 |
13 | Pater noster/Ave Maria | 00:07:55 |
14 | Missa de Beata Virgine, V. Agnus Dei | 00:05:39 |
15 | Ego sum ipse | 00:03:20 |
16 | Verbum incarnatum | 00:05:30 |
Interpreten der Einspielung
- amarcord (Vokalensemble)