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Besprechung CD

Johann Christian Schickhardt

Sonate a quattro op. 22
Epoca Barocca

cpo 555 450-2

1 CD • 73min • 2021

24.05.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wenn Johann Christian Schickhardt (1682 – 1762) es im Barock auf über 30 im Druck veröffentlichte, teils umfängliche Sonaten-Sammlungen brachte, muss seine Musik wohl zu Recht beliebt gewesen sein. Das Ensemble Epoca Barocca, dessen Einspielung von Loeillet-Triosonaten von mir bereits empfohlen wurde, hat sich jetzt dessen klanglich äußerst reizvollen 6 Sonaten für 2 Blockflöten, Oboe und Basso continuo op. 22 angenommen und präsentiert sich mit diesen Werken wiederum als stilistisch feines Ensemble der Extraklasse.

Zwischen Braunschweig, Hamburg, Schweden und den Niederlanden

Johann Christian Schickhardt wurde ca. 1682 in oder um Braunschweig geboren und erhielt seine Ausbildung wohl von den dortigen Musikern des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Da er ausschließlich für Bläser mit gelegentlicher Hinzuziehung von Streichern komponierte, wird angenommen, dass er zu den damals üblichen Universal-Holzbläsern gehörte, die sowohl Blockflöte, Traversflöte und Oboe beherrschten. Sein letztes gedrucktes Werk, L’Alphabet du Musique erschien 1735 bei Walsh in London und wurde immerhin von Händel, Pietro Locatelli und Willem de Fesch subskribiert. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von 24 recht anspruchsvollen Sonaten in allen Tonarten für Block- oder Querflöte, das man auch als „Wohltemperierte Flöte“ hätte veröffentlichen können. Möglicherweise hatte J. S. Bach ihm von seinem Projekt erzählt, als er 1719 um eine Anstellung in Cöthen nachsuchte. Schickhardt tourte durch ganz Nordeuropa, war zeitweilig an der Hamburger Gänsemarkt-Oper beschäftigt, ohne eine dauerhafte Anstellung zu finden. Er ließ sich schließlich im holländischen Leiden nieder, wo er wohl an musikalischen Aufführungen der Universität mitwirkte. Er starb dort 1762.

Was machte seine Kompositionen so beliebt, dass die Verleger Le Cene diese gern in sein Programm aufnahm und Walsh in London sie raubkopierte? Nun, sie waren klanglich attraktiv, ohne allzu große virtuose Anforderungen zu stellen. Block- und Querflöte waren damals die Instrumente des Mannes von Welt, derweil die Damen sich gern am Cembalo amüsierten. Dies machte sie für das adelige und bürgerliche häusliche Musizieren höchst attraktiv. Je nach Spielfertigkeit bieten die langsamen Sätze Raum für einfache bis zu ausschweifenden „willkürliche Veränderungen“ im italienischen Stil.

So ist es auch in den Sonaten op. 22, die mit den beiden Blockflöten und der Oboe ein weites Klangspektrum ermöglichen, bei dem keine Stimme zu kurz kommt, was für die Qualität des Komponisten spricht, da es relativ leicht wäre, einer interessanten Oberstimme zwei Füllstimmen zuzuordnen.

Hinreißend gespielt

Epoca Barocca schlägt aus diesem auf dem Papier eher simpel erscheinenden Kompositionen beachtliches Feuer und hebt sie fast auf das Niveau der Händelschen Concerti Grossi. Die Dur-Werke machen in ihrer Fröhlichkeit der schnellen Sätze einfach Spaß. Manch langsamer Moll-Satz berührt aufgrund seiner reichen Harmonik. Dies ist aber nur möglich, wenn man vorab dem rhetorischen Gehalt genau nachgespürt hat. Die Blockflöten (Eva Morsbach, Daniel Rothert) gestalten unmanieriert, dafür mit eleganten Verzierungen und süßem Klang (Flauto dolce). Alessandra Piqué demonstriert in der ersten Sonate durchaus passende, schmetternde Trompetentöne, vermag sich in den intimeren Sätzen aber ebenso gut mit einem schwebenden Pianissimo zurückzuhalten. Die Continuo-Gruppe ist mit Cello (Klaus Dieter Brandt), Fagott (Katrin Lazar), Erzlaute (Matthias Spaeter), Cembalo und Truhenorgel (Andrea Perugi) opulent besetzt, wird jedoch dem Affekt entsprechend im Umfang modifiziert. Auch die kreative Interpretation der Bezifferung passt ausgezeichnet.

Der Booklet-Text ist exzellent, ebenso die Aufnahmetechnik

Fazit: Ehrenrettung für einen Komponisten, der vielleicht nicht zu den Großen gehört, aber sein Handwerk verstand, dazu wundervoll musiziert. Der ideale Soundtrack für ein festliches Abendessen obendrein. Sehr nachdrücklich empfohlen.

Thomas Baack [24.05.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Christian Schickhardt
1Sonate F-Dur op. 22 Nr. 1 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:11:04
5Sonate D-Dur op. 22 Nr. 2 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:14:46
10Sonate c-Moll op. 22 Nr. 3 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:14:19
15Sonate G-Dur op. 22 Nr. 4 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:08:32
19Sonate d-Moll op. 22 Nr. 5 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:10:51
23Sonate a-Moll op. 22 Nr. 6 für 2 Blockflöten, Oboe und B.c. 00:12:47

Interpreten der Einspielung

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