Arianna Savall, Petter Udland Johansen
El cant de la Sibil.la • Draumkvedet
Carpe Diem CD-16333
1 CD • 79min • 2023
10.01.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ariana Savall und ihr Ensemble Hirundo Maris legten ihrem neuen Konzeptalbum mittelalterliche Visionen der Apokalypse zugrunde. Hierzu kombinierten sie zwei Weissagungen des Jüngsten Gerichts im Stil der antiken Sibyllen aus Katalonien mit der norwegischen Ballade Draumkvedet, in der der Held die Rauhnächte durchschläft, um an Epiphanias von seinen astralen Visionen zu berichten und von der es im Land des Langlaufs heißt, dass selbst ein Dummer ein paar der Verse kennt, aber auch ein Kluger nicht alle. Ergänzt werden diese Neuinterpretationen durch Musik aus den „Llibre vermell de Montserrat“ und Sätze von Petter Udland Johansen.
Sic transit gloria mundi
Alle drei Texte tropieren die Geschichte vom Jüngsten Gericht, wie sie in Christentum und Islam seit der Offenbarung des Johannes notorisch sind. Die östlichen Religionen sind in diesem Fall bekanntermaßen weniger gnadenlos, indem sie Wiederholungsspiele im Gepäck haben. Sie sind einerseits Volksgut, hatten vielerorts aber ihre Funktion im Introitus der weihnachtlichen Mitternachtsmesse. Somit bietet die Aufnahme die Gelegenheit, in dunklen Winternächten über die Vergänglichkeit alles Irdischen zu meditieren, wozu auch die vielen Wiederholungen des strophischen, harmonisch modalen musikalischen Materials geradezu einladen.
Phantasievolle Gestaltung
Adriana Savall und ihr Ensemble ziehen alle Register mittelalterlicher Musizierpraxis und begleiten die Monodien mit einem reichen Instrumentarium von solistischen Streichern, Flöten, Harfe, Pommer, Zink und Schlagwerk. Besonders hervorgehoben gehört die Intonationssicherheit von Tenor Petter Udland Johannsen, der lange Strecken in Draumkvedet klangschön a capella gestaltet.
Die Aufnahmetechnik fängt den Kirchenraum sehr gut ein, ohne Sänger und Instrumente mit allzuviel Hall zu verunklaren. Das sehr ausführliche Booklet umfasst – allerdings nur auf Englisch – profunde Einführungen und die gesungenen Texte im Original und in englischer Übersetzung.
Fazit: Ein interessantes, perfekt musiziertes Konzeptalbum zwischen Gregorianik, Mittelalter und Folklore, das in manchen Momenten an Arvo Pärt erinnert und somit von einer gewissen Zeitlosigkeit ist. Stimmungsmäßig eher düster, deshalb für eine meditative Versenkung in der Fastenzeit oder zwischen den nächsten Jahren besonders geeignet.
Thomas Baack [10.01.2024]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Anon. | ||
1 | El Cant de la Sibil.la de Barcelona | 00:16:50 |
13 | Draumkvedet | 00:38:54 |
33 | El Cant de la Sibil.la de Girona | 00:23:05 |
Interpreten der Einspielung
- Hirundo Maris (Ensemble)
- Arianna Savall (Sopran)
- Petter Udland Johansen (Tenor)
- Ensemble Vocal de Saint Maurice (Vokalensemble)