Johann Sebastian Bach
Konstanze Eickhorst
Genuin GEN 20682
1 CD • 61min • 2019
01.04.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Sie hat den Bach-Wettbewerb in Toronto 1985 gewonnen, ist Klavier-Professorin in Lübeck und Bach spielt in ihren Konzertprogrammen immer eine wichtige Rolle: Konstanze Eickhorst hat ihre zweite CD mit Musik von Bach vorgelegt nach der 1993 erschienen CD mit Bachs Goldberg-Variationen. Dass Bach ihr „täglich Brot“ sei, wie sie im Booklet schreibt, ist zu hören: Konstanze Eickhorst spielt Bach, als sei es ihre eine Selbstverständlichkeit, schnörkellos, ohne Manierismen, aber mit liebevoller Hingabe, großer Ernsthaftigkeit und bewusster Klarheit. In den besten Momenten wirkt ihr Bach-Spiel wie gültig, ja end-gültig.
Der Klang des Flügels ist dabei sehr direkt, der Zuhörer meint, ganz vorne zu sitzen, die Basstöne sind so sonor, dass sie manchmal wie gezupfte Kontrabasstöne wirken.
Sorgfältig gestaltete Dynamik
Das einleitende Italienische Konzert BWV 971 kommt ganz transparent daher in sorgfältig gestalteter Dynamik, dabei den Flügel voll ausnützend, manchmal fast swingend beschwingt. Die Wiederholung des Themas im ersten Satz ist nicht bloße Wiederholung, sondern das Thema scheint „gereift“ durch den Weg, den es zurückgelegt hat. Sehr schön ist im Andante die Balance gehalten zwischen der Kantilene und der Begleitung, deren Fortschreiten klanglich klar strukturiert ist. Die übermütige „Spielastik“ im Presto sprudelt mit vorantreibendem Temperament.
Spannungsvolle Ruhe
Didaktische Durchsichtigkeit herrscht bei den Partiten in B-Dur BWV 825 und G-Dur BWV 829. Die Sarabande der B-Dur-Partita spielt Konstanze Eickhorst in spannungsvoller Ruhe, auch die ausgedehnte Trillerpartie in der Rechten, unter deren Wölbung die Linke gravitätisch schreitet. Die Gigue nimmt sie nicht so spitz wie Glenn Gould oder gar Grigory Sokolov, aber auch nicht so raffiniert mit angebundenen Vierteln wie András Schiff – eher klassisch abgewogen und eben gültig wirkend.
Klarheit im chromatischen Chaos
Die Chromatische Fantasie und Fuge BWV 903 dürfe man „mit Fug und Recht als eines der persönlichsten, waghalsigsten und modernsten Klavierwerke bezeichnen“, schwärmt das Booklet. Doch Konstanze Eickhorst stürzt sich eben nicht Hals über Kopf in diesen chromatischen Schlund, sondern bewahrt kühlen Kopf und setzt auf Klarheit im chromatischen Chaos. Auch wenn diese Fantasie Potential zu einem veritablen Klangrausch bietet, bei dem man außer sich geraten kann, bleibt sie ganz bei sich, bleibt beherrscht, bewahrt bei aller pianistischen Lockerheit die Strenge der Form. Die Fuge ist sorgfältig und zielbewusst phrasiert, die auf- und absteigenden Skalen erhalten eine soghafte Dynamik und erhellen so die Fugen-Architektur. Erhellen: das ist, so scheint es, das pianistische Ziel von Konstanze Eickhorst, wenn sie Bach spielt.
Rainer W. Janka [01.04.2020]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Italienisches Konzert F-Dur BWV 971 (aus: Clavierübung 2. Teil) | 00:11:45 |
4 | Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825 | 00:16:40 |
10 | Partita Nr. 5 G-Dur BWV 829 | 00:20:07 |
11 | Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903 | 00:11:17 |
Interpreten der Einspielung
- Konstanze Eickhorst (Klavier)