Georg Druschetzky
Oboe Quartets Vol. 1

cpo 555 171-2
1 CD • 78min • 2014
29.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der aus Böhmen stammende Georg Druschetzky (1745-1819) war Schüler des berühmten Dresdner Hofoboisten Carlo Besozzi, dessen knifflige 28 Etüden als Mittel zur Erlangung eines cantablen Spiels im galanten Stil auch heute noch ihre Daseinsberechtigung haben. Dementsprechend virtuos sind die als Vol. 1 ersteingespielten 5 Quartette für Oboe und Streichtrio Druschetzkys aus den Jahren 1807/08 angelegt. Es handelt sich somit um die Vertreter der beliebten Gattung der Quatuors concertants, wobei die technischen Anforderungen weitaus höher liegen als im gleich besetzten Mozart-Werk. Hierbei weist die Führung des Solo-Instruments mit häufigen Ausflügen in die dritte Oktave Parallelen zu den Oboen-Konzerten von Druschetzkys böhmischen Landsmännern Josef Fiala und Franz Krommer auf.
Stilistisch sind die Werke in Haydn-Nähe zu verorten und warten durchaus mit witzigen Einfällen und Überraschungen auf, die den Hörer narren sollen. Satztechnisch sind sie, da nur Melodie (Oboe) und Bass (Cello) ausgearbeitet sind – Violine und Viola beschränken sich weitestgehend auf die harmonische Füllung – wesentlich schlichter angelegt. Eine Ausnahme macht das B-Dur-Quartett, dessen Finale die Stimmen sehr witzig zunächst im Kanon, dann in einem Fugato mit Engführungen durcheinander kugeln lässt. Der Mittelsatz des melodisch insgesamt sehr reizvollen g-moll-Quartetts verneigt sich mit B-A-C-H-Zitaten vor dem Thomaskantor.
Dass sich ein gemischtes Quartett nach einem Holzblasinstrumentenmacher benennt, hat allerhöchsten Seltenheitswert, ist in diesem Fall aber sinnvoll, da Grundmann die Barockoboe durch Verschlankung der Mensur in ihr klassisches Pendant weiterentwickelte. Da aber auch die klassische Oboe nur über 2 Klappen verfügt und viele Halbtöne durch Gabelgriffe hervorgebracht werden müssen, sind kleine klangliche Unebenheiten bei schnellen Läufen – etwa im Finale des F-Dur Quartetts – unvermeidlich. Oboist Eduard Wesly muss sich allerdings vorwerfen lassen, dass viele Staccati überspitz daherkommen und mangels dynamischer Binnendifferenzierung jede abgestoßene Note einen unfreiwilligen Akzent erhält, was zu gelegentlichem Geknatter führt. Die Klangbalance vernachlässigt die Streicher zugunsten des Solisten, wobei offenbleiben muss, ob der Ensembleklang durch die Aufnahme verfälscht wurde. Der Stimmton erscheint für „Klassik auf Originalinstrumenten“ mit 440 Hz relativ hoch, entspricht aber laut „A History of Performance Pitch“ von Bruce Haynes dem zur Entstehungszeit gebräuchlichen „Wienerton“.
Großes Lob gebührt dem Booklet in dem Wesly alles Berichtenswerte über Komponist und Werke ausführlich darstellt.
Fazit: Eine interessante Aufnahme für Oboisten auf der Suche nach Gegenstücken zu KV 370. Ebenso werden Freunde einer leicht ins Ohr gehenden, divertimentohaften Klassik sowie selbstverständlich die Raritätensammler Freude an dieser Aufnahme haben.
Thomas Baack [29.07.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Druschetzky | ||
1 | Quartett C-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:18:38 |
5 | Quartett g-Moll für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:13:27 |
8 | Quartett F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:16:13 |
12 | Quartett Es-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:13:23 |
15 | Quartett B-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello | 00:13:04 |
Leoš Janáček | ||
19 | On an overgrown path | 00:03:02 |
Interpreten der Einspielung
- Grundmann-Quartett (Quartett)