
cpo 999 870-2
1 CD • 63min • 2011
18.04.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Schumann, Wagner, Brahms – diese drei gewaltigen Musiksterne werden von einer kaum überschaubaren Anzahl von Sternchen umkreist, von denen manche schon dem Erlöschen sehr nahe sind. Aber einige befinden sich darunter, die noch immer ein bescheiden funkelndes Licht spenden. Zu nennen ist da Carl Reinecke (1824 – 1910), einst als Musiklehrer hochgerühmt und mit seinen Kinderliedern und einigen konzertanten Werken auch heute nicht vergessen. Und sicher zählt er zu jenen Komponisten, die eine gewisse Neugierde erwecken, wenn sich die Bekanntschaft mit einer ihrer vergessenen Schöpfungen ermöglicht. Von dieser Neugier ließ sich wohl auch die Hochschule für Musik Detmold anspornen, als sie Reineckes musikalische Märchendichtung Dornröschen zur Aufführung brachte.
Reineckes Dornröschen steckt tief in der gefühlvollen Märchenromantik des Neunzehnten Jahrhunderts. Man fühlt sich in die Welt der alten, leicht modrig duftenden Kinderbücher mit ihren pfefferkuchen-heimeligen, Illustrationen versetzt. Ein Welt, die Kinderbuch und Kindermusik in Deutschland lange Zeit geprägt hat. Einer der letzten Ausläufer dieser Richtung war Pfitzners Kinderoper Das Christelflein (1906).
Reinecke, der zu seiner Märchendichtung selbst den Text geschrieben hat (obwohl er sich hinter dem Pseudonym Heinrich Carsten verbarg), hat ein liebevolles, anmutiges Werk geschaffen, das allerdings unüberhörbar einem Verwelkungsprozeß anheimgefallen ist. Es fehlt darin die Frische und Ursprünglichkeit der Melodien, wie sie etwa ein Humperdinck (der ebenfalls ein Dornröschen-Liederspiel geschaffen hat) in seinen besten Momenten zur Verfügung hatte. Ein Hauch von Schwermut, ebenso auch von Künstelei liegt über dem Werk, auch nähert sich die Harmonik nicht selten der Kitsch-Sphäre. Dasselbe gilt für die beigefügte Auswahl von Kinderliedern aus Reineckes Werkstatt.
Trotzdem – eine kennenswerte und erfreuliche „Alt-Novität“, die von den Studierenden, Absolventen und Lehrern der Detmolder Hochschule mit Innigkeit und gediegenem Können vorgetragen wird. Das Märchenspiel besteht aus einer Folge von Liedern und Chören, dazu gibt es Klavierbegleitung (Peter Kreuz). Ein Erzähler mit sonorer Stimme (Christian Kleinert) geleitet durch eine Märchenwelt von anno dazumal.
Clemens Höslinger [18.04.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Carl Reinecke | ||
1 | Dornröschen op. 139 | 00:52:13 |
22 | An den Abendstern op. 138 Nr. 7 | 00:01:23 |
23 | Wer hat die schönsten Schäfchen op. 37 Nr. 6 | 00:01:55 |
24 | An den Abendstern op. 63 Nr. 2 | 00:01:00 |
25 | Am Abend op. 196 Nr. 4 | 00:01:46 |
26 | In der Nacht op. 285 Nr. 5 | 00:00:59 |
27 | Des Kindes Engel op. 196 Nr. 10 | 00:02:19 |
28 | Gebet zur Nacht op. 37 Nr. 3 | 00:01:33 |
Interpreten der Einspielung
- Catalina Bertucci (Dornröschen - Sopran)
- Gerhild Romberger (Böse Fee - Alt)
- Markus Köhler (Königssohn - Bariton)
- Feen-Ensemble (Ensemble)
- Anne Kohler (Leitung)
- Meike Leluschko (Sopran)
- Janina Hollich (Mezzosopran)
- Peter Kreutz (Klavier)