Mozart in minor

Genuin GEN 11212
1 CD • 67min • 2011
05.10.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ein stimmiges Programm hat Konstanze Eickhorst für ihren „Mozart in Moll“ zusammengestellt: die zwei großen Moll-Sonaten, kombiniert mit den beiden Fantasien in d und c sowie dem kniffligen Rondo KV 511. Höchst unterschiedliche Werke sind das, auch in ihrem Selbstverständnis als Moll-Kompositionen, und glücklicherweise stellt sich der im Booklet arg einseitig heraufbeschworene melancholische Tonfall à la Werther nur in den Passagen ein, wo Mozart ihn auch haben wollte. Immerhin warnte bereits Johann Mattheson vor den Folgen, wenn der Komponist sein Moll zu einseitig oder zu langatmig gebraucht: „sonst mögte einer bey seiner Gelindigkeit leicht schläffrich werden“. Eickhorsts Spiel gibt Mozarts aus der Fülle schöpfenden Ideenreichtum aber auf funkelnd differenzierte Weise wieder.
Das gilt in besonderem Maß für die Interpretation der Sonaten, bei der Eickhorsts Verschmelzung von schlackenloser manueller Beherrschung, frei fließender Energie und fantasievoller Umsetzung jedes noch so winzigen kompositorischen Details eine Meisterschaft erreicht, der man wahrlich nicht oft begegnet. Die Lübecker Klavierprofessorin scheint die Kunst von Mozarts Sonatenstil bis ins Letzte verinnerlicht zu haben und agiert aus dieser Sicherheit heraus mit einer Inspiriertheit, die begeistert. Wozu auch das Aufnahme-Team von Genuin seinen Part beiträgt, dem es ein weiteres Mal gelungen ist, einen Klavierklang von nahezu physisch spürbarer Klarheit einzufangen. Der aufmerksame Hörer wird sogar das leicht sirrende Geräusch der Dämpfung bemerken, welches mit der Pedalisierung einhergeht – Puristen mag das stören, doch aus meiner Sicht verleiht es dieser Mozart-Einspielung sogar eine gewisse Hammerklavier-Patina und bewahrt sie so vor allzu porzellanhafter Unbeflecktheit.
Bei den drei anderen Werken dieser Aufnahme vermeine ich eine gewisse Vorsicht seitens der Pianistin zu spüren, möglicherweise der kurzgliedrigen formalen Struktur geschuldet, in der sie sich hier bewegt. Bei aller Perfektion der Ausführung bleibt eine Ahnung zurück, dass sie es noch besser kann... vielleicht mit einem Funken mehr Lust am Risiko? Dann wäre es Konstanze Eickhorst eventuell möglich, bei den improvisatorisch angelegten Fantasien vollends auf die Eingebung des Augenblicks zu vertrauen und das Rondo von der kurzen Leine penibelst detaillierter Gestaltung loszumachen, die das Stück etwas professoral klingen läßt. Alles in allem ist dies aber eine CD geworden, die sich einen Platz in der Oberliga der Mozart-Diskographie verdient hat. Und sollte Konstanze Eickhorst erwägen, sich Mozarts Sonaten weiterhin (vielleicht sogar vollständig?) zu widmen, kann es gar keinen besseren Auftakt geben als diesen.
Henri Ducard [05.10.2011]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Fantasie Nr. 2 d-Moll KV 397 KV 385g | 00:05:43 |
2 | Fantasie c-Moll KV 475 für Klavier | 00:12:41 |
3 | Klaviersonate Nr. 14 c-Moll KV 457 | 00:20:44 |
6 | Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310 KV 300d | 00:17:58 |
9 | Rondo a-Moll KV 511 | 00:10:10 |
Interpreten der Einspielung
- Konstanze Eickhorst (Klavier)