Ryuichi Rainer Suzuki
My Cello My Soul
fibonacci records FIB001
1 CD • 70min • 2010
05.05.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es hätte der persönlichen Empfehlung Sergiu Celibidaches im Booklet nicht wirklich bedurft: Schon nach kurzem Hören wird klar, dass Ryuichi Rainer Suzuki ein Meister seines Instrumentes, mehr noch, eine echte Musikerpersönlichkeit ist.
Als Sohn einer japanischen Musikerfamilie in Berlin geboren und in Deutschland aufgewachsen, absolvierte er seine Studien mit Auszeichnung bei William Pleeth am Londoner Royal College of Music und bei Wolfgang Boettcher in Berlin. Als Preisträger internationaler Wettbewerbe konzertiert er solistisch sowie auch als geschätzter Kammermusikpartner so bekannter Musiker wie Rainer Kussmaul oder Toru Yasunaga.
Unter dem bekenntnishaften Titel My cello my soul stellt der Cellist nun sein Debüt-Album mit kammermusikalischen Fassungen romantischer Stücke für Violoncello und Orchester vor. Und man wird nicht enttäuscht: Suzuki ist ein Klang-Lyriker par excellence, dessen ursprüngliche Musikalität den Hörer unmittelbar zu berühren vermag.
Leicht läuft ein Programm aus „Perlen“ des Repertoires Gefahr, zu einer plakativen, egomanischen Nabelschau zu geraten. Das noble Understatement des geschmackvoll-schlichten Cover-Designs der CD spiegelt diesbezüglich die künstlerische Haltung Suzukis: Bei aller (zuweilen halsbrecherisch-virtuosen) Brillanz verrät sein Spiel stets Demut vor dem Kunstwerk, wie überhaupt sein Konzept durch musikalische Natürlichkeit, eine phänomenale Bandbreite an Ausdrucksregistern, subtilste agogische Nuancierungen und differenziertes Vibrato überzeugt. Es gelingt ihm, einen Zugang zur individuellen Klangsprache jedes einzelnen Werkes und Komponisten zu finden, sei es in der innig-intensiven Melancholie Glasunows und Tschaikowskys, der folkloristischen Leidenschaftlichkeit der Stücke von Sarasate, Dvorák und Popper oder der großen, romantischen Geste bei Respighi und Strauss. Suzuki nimmt die Partituren in ihrer musikalischen Substanz stets ernst und weist die Kompositionen damit weit über den Rang virtuoser „Gelegenheitsmusik“ hinaus, verleiht ihnen eine selten so gehörte emotionale Tiefe.
Für mich persönlich waren es vor allem drei Werke, denen ich in dieser Intensität bisher noch nicht begegnet bin: Sarasates Zigeunerweisen (eigentlich ein veritables und viel gespieltes Kabinettstück des Violinrepertoires) klingen in Suzukis eigener, streng am Original orientierter Transkription wie ein originäres Cellostück. Respighis Adagio con variazioni, in denen Eberhard Hasenfratz am Flügel fast orchestrale Farben zaubert und die Partitur auch in der kammermusikalischen Fassung zum Leuchten bringt, sowie Richard Strauss’ Romanze, die das Programm elegisch beschließt.
Aufnahmetechnisch ist die Produktion makellos und präsentiert beide Instrumente in idealer Balance bei angenehmer Räumlichkeit. Das dreisprachige Beiheft (deutsch, englisch, japanisch) enthält in kurzer Form Hintergrundinformationen zu den Komponisten und ihren Werken sowie die Biographien der beiden Interpreten. Ein beeindruckendes, vielversprechendes CD-Debüt!
Heinz Braun † [05.05.2011]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Glasunow | ||
1 | Chant du Ménestrel op. 71 | 00:04:20 |
Peter Tschaikowsky | ||
2 | Pezzo capriccioso h-Moll op. 62 | 00:07:04 |
Ottorino Respighi | ||
3 | Adagio con variazioni H-Dur | 00:11:56 |
Antonín Dvořák | ||
4 | Rondo g-Moll op. 94 | 00:08:48 |
Pablo Sarasate | ||
5 | Zigeunerweisen op. 20 (Bearb. für Viola und Klavier) | 00:08:48 |
Max Bruch | ||
6 | Kol nidrei d-Moll op. 47 (Adagio nach hebräischen Melodien) | 00:10:40 |
David Popper | ||
7 | Ungarische Rhapsodie op. 68 | 00:07:56 |
Richard Strauss | ||
8 | Romanze F-Dur AV 75 | 00:10:33 |
Interpreten der Einspielung
- Ryuichi Rainer Suzuki (Violoncello)
- Eberhard Hasenfratz (Klavier)