Joseph Haydn Sämtliche Sinfonien Vol. 7
hänssler CLASSIC 98.268
1 CD • 72min • 2006
02.03.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Folge 7 der im Entstehen begriffenen Gesamtausgabe der Haydn-Sinfonien bei Hänssler Classics bietet die um 1778 entstandene Laudon-Sinfonie und die letzten beiden der Pariser Sinfonien, die Haydn 1785/86 auf Bestellung der von Königin Marie Antoinette geförderten Gesellschaft „Le Concert de la Loge Olympique“ schrieb. Diese „großen“ Sinfonien spiegeln die Meisterschaft des reifen Haydn ebenso wie den offenkundigen Einfluss Mozarts wieder. In der Gesamtanlage wie in der Überfülle von originellen Details offenbaren sie technische Vollendung und eine schier unerschöpfliche Inspiration.
Nach zeitgenössischen Berichten umfasste das Orchester der Freimaurerloge rund fünfundsechzig Musiker, darunter bis zu vierzig Geigen und zehn Kontrabässe, was den Authentizitätsanspruch klein besetzter Ensembles aus dem Umfeld der historisierenden Aufführungspraxis relativiert. Entscheidender ist die Frage, ob der Geist Haydns getroffen wird – und dafür klingt bei Thomas Fey und seinen Mitstreitern von den aus dem Schlierbacher Kammerorchester hervorgegangenen Heidelberger Sinfonikern manches einfach zu hausbacken, ja dröge. Da wusste etwa Leonard Bernstein mit einem ganz konventionellen Orchester den con spirito-Charakter der Ecksätze von Nr. 96 viel überzeugender zu realisieren. Haydn zeigt sich in diesen Sinfonien als Mann von Welt, elegant und „sophisticated“ und durchaus nicht so bäuerlich, wie uns der rauhe Zugriff der Heidelberger glauben machen will.
Der besondere Charakter, den die langsamen Sätze dieser Sinfonien aufweisen, wird weitgehend nivelliert, wenn man die Bezeichnungen „Adagio“ und „Largo“ in ein rüstiges Andante mit Allegretto-Zügen ummünzt. Keineswegs sinnerhellend ist die mangelnde Unterscheidung zwischen führenden und begleitenden Stimmen, und die Penetranz, mit der sich Stützakkorde und Haltetöne in den Vordergrund drängen, wirkt mitunter nervtötend. Und wo steht geschrieben, dass alles, was sich zwischen den groben Tutti-Akzenten mit ihren japsenden Trompeten-Stößen ereignet, derartig blass und leblos klingen soll? So werden die Chancen, die eine kleine Besetzung und ein historisch orientierte Aufführungspraxis möglicherweise bieten, verspielt. Zu der mancherorts erwarteten neuen Referenzeinspielung fehlt hier doch einiges.
Sixtus König † † [02.03.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Sinfonie Hob. Ia:7 | |
2 | Sinfonie Nr. 87 A-Dur Hob. I:87 | |
3 | Sinfonie Nr. 86 D-Dur Hob. I:86 |
Interpreten der Einspielung
- Heidelberger Sinfoniker (Orchester)
- Thomas Fey (Dirigent)