Aus der Notenbibliothek von J. S. Bach Vol. 2
SWRmusic 93.039
1 CD • 60min • 2001
24.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Den vielfältigen musikalischen Beziehungen Johann Sebastian Bachs zur Musik des 17. Jahrhunderts und zu italienischen Zeitgenossen geht die vorliegende CD nach. Da ist zunächst einmal die Choralkantate „Christ lag in Todesbanden“ BWV 4, die vermutlich als Bewerbungsstück um die Mühlhäuser Kantorenstelle am Ostersonntag 1707 aufgeführt worden ist. Erstaunliche Ähnlichkeiten rücken diese meisterhafte Komposition in die Nähe der gleichnamigen Kantate von Johann Pachelbel (1653-1706), des nur eine Generation älteren Meisters der süddeutschen protestantischen Barockmusik. Ein Kyrie aus der Feder Francesco Durantes (1684-1755) wurde von Bach zu Aufführungszwecken kopiert und mit einem eigenen Mittelteil „Christe eleison“ versehen, der unter der Nummer 242 Eingang ins Bach-Werkverzeichnis gefunden hat. Aus den letzten Lebensjahren des Thomaskantors ist eine intensive Beschäftigung mit der polyphonen Kunst Johann Caspar Kerlls (1627-1693) nachgewiesen, hier konnte Bach auch auf ausführliches Notenmaterial aus dem Besitz seiner Thomasschule zurückgreifen.
So bietet diese CD dem Musikfreund in einem beziehungsreichen musikalischen Kaleidoskop Aspekte der musikalischen Umwelt an, die Johann Sebastian Bach von seiner Frühzeit bis ins Spätwerk hinein als Quelle musikalischer und kompositionstechnischer Inspiration dienen konnte.
So weit, so gut. Es ist allerdings kaum damit zu rechnen, daß ein Hörer, dem die Musik am Herzen liegt, in der Lage sein wird, diese CD von Anfang bis Ende in einem Zug anzuhören. Gar zu groß ist die Gefahr, in den polaren Eiswüsten einer perfekten Interpretation zu erfrieren, die zwar jedem denkbaren Affekt feinsinnig nachspürt, aber in keiner der 3625 Sekunden der Spielzeit so etwas wie innerliche Beteiligung spüren läßt. Wie man anstelle eines professoral-perfekten „So macht man das!“-Resümees in dem Hörer das Gefühl aufkommen läßt, daß diese Musik nach über einem Vierteljahrtausend auch Menschen von heute noch etwas zu sagen hat, zeigen überzeugend Konrad Junghänel und sein Cantus Cölln mit ihrer Einspielung von BWV 4 (SACD HMC 801694). Und Junghänel ist mit seiner konsequent solistischen Besetzung der Kantate aufführungspraktisch nach neuester musikwissenschaftlicher Überzeugung noch näher am Bachschen Original dran!
Detmar Huchting [24.03.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Pachelbel | ||
1 | Christ lag in Todesbanden (Cantata for Easter Sunday/Kantate zum Ostersonntag) | 00:11:42 |
Johann Sebastian Bach | ||
8 | Christe eleison g-Moll BWV 242 | 00:04:34 |
9 | Christ lag in Todesbanden BWV 4 (Cantata for Easter Sunday/Kantate zum Ostersonntag) | 00:16:40 |
Johann Caspar Kerll | ||
17 | Missa Superba | 00:23:18 |
22 | Dominus regnavit | 00:04:14 |
Interpreten der Einspielung
- Balthasar Neumann Chor (Chor)
- Balthasar Neumann Ensemble (Orchester)
- Thomas Hengelbrock (Dirigent)