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Besprechung CD

OehmsClassics OC 334

1 CD • 76min • 2003

22.06.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

„Das vielfach geäußerte Urteil, Hoffmeisters Musik seit ohne Tiefe, wenig originell und flüchtig hingeworfen, mag in einigen Fällen zutreffen, ist aber nicht geeignet, sein gesamtes, sehr umfangreiches und vielfältiges Schaffen zu charakterisieren.“ Mit diesen Worten macht Axel Beer in seinem MGG-Artikel deutlich, daß es dringend geboten ist, zu der Neubewertung eines Komponisten und Verlegers zu kommen, der immerhin von keinen Geringeren als Mozart und Beethoven sehr geschätzt wurde. Daß die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts dazu neigte, jeden und alles nur an den großen Klassikern zu messen, ist zwar bekannt, ändert aber nichts an der Tatsache, daß die „Kleinmeister“ es nach wie vor schwer haben.

Dabei ist Franz Anton Hoffmeister (1754-1812) eine Figur, über die man einen Roman schreiben oder einen Film drehen könnte. Als Dreißigjähriger gründete er in Wien einen Musikverlag, sieben Jahre später in Linz eine Filiale, die kurze Zeit darauf wieder geschlossen werden mußte. Dieses steile Auf und Ab wiederholte sich in Leipzig, wo er 1800 sein Glück versuchte und nach fünf Jahren erneut scheiterte. Ein guter Geschäftsmann scheint er nicht gewesen zu sein, wohl aber ein musikbegeisterter Mensch, der seinen Finger an den Puls der Zeit legte und dabei alles aufnahm, was gerade aktuell war, unabhängig davon, welche langfristige Perspektive damit verbunden sein konnte. So finden sich in seinen Katalogen zahlreiche Werke von Haydn, Mozart, Beethoven und – Hoffmeister selbst! Lieder und Gesänge, Sinfonien und Konzerte, Kammer- und Klaviermusik sowie Arrangements fremder Werke. Vieles ist heute verschollen oder noch nicht aufgearbeitet, so daß man die eingangs zitierte Vielfalt nur erahnen kann.

Wenn nun ein Koryphäe wie Christopher Hogwood sich Hoffmeister zuwendet, darf man dahinter kein marktpolitisches Kalkül, sondern echte Begeisterung vermuten. Hogwood hat bei einer großen Firma (Decca) alles erreicht, was man erreichen kann, und leistet sich seit einiger Zeit den Luxus, bei kleinen Labels das aufzunehmen, was er für wichtig hält, auch wenn man damit kein Geld verdienen kann. Im vorliegenden Falle hat er dafür sogar seinen ehemaligen Decca-Produzenten Chris Sayers gewinnen können, der für seine technisch wie musikalisch perfekte Arbeit einen besonderen Ruf genießt. Und in der Tat ist das Ergebnis wieder rundum überzeugend, weil es dem Dirigenten wie den Produzenten gleichermaßen gelingt, die Atmosphäre der Musik einzufangen. Daß hier auf modernen Instrumenten gespielt wird, ist nebensächlich, weil es ist erster Linie um den richtigen Gestus und um die richtige Ausdruckshaltung geht. Für die beiden Bratschenkonzerte ist mit Ashan Pillai ein junger Virtuose gefunden worden, der sich durch Esprit und Klarheit auszeichnet und der in den zwölf Etüden für Solobratsche überdies zeigen kann, was er technisch drauf hat. Kurzum: Für Hoffmeister und für das Solokonzert der Wiener Klassik ist mit dieser verdienstvollen CD sehr viel getan.

Dr. Matthias Hengelbrock [22.06.2004]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Anton Hoffmeister
1Violakonzert B-Dur
2Violakonzert D-Dur
312 Studien für Viola solo

Interpreten der Einspielung

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