Henryk Wieniawski war einer der berühmtesten Geiger des 19. Jahrhunderts. Er wurde am 10. Juli 1835 in Lublin geboren und erhielt von seiner Mutter, einer ausgebildeten Pianistin, den ersten Musikunterricht. Mit fünf Jahren begann er, Violine zu erlernen. Schnell erkannte man sein außerordentliches Talent, so dass seine weitere musikalische Ausbildung kurz darauf am Warschauer Konservatorium ihre Fortsetzung fand. Nach einem aufsehenerregenden Konzert in Paris 1843 wurde der Achtjährigen ins dortige Conservatoire aufgenommen, wo er in der Klasse des berühmten Geigenlehrers Lambert Joseph Massart weiter ausgebildet wurde. Mit elf Jahren errang Wieniawski mit seinem Violinspiel die Goldmedaille des Konservatoriums. Nach Abschluss des Studiums unternahm er seine erste Konzertreise, die ihn nach Polen und Russland führte. 1848 gab Henryk sein Debüt in St. Petersburg. Dann begab er sich erneut nach Paris, um zusammen mit seinem jüngeren Bruder Józef, der Pianist war, Komposition zu studieren. Schließlich begab er sich als 15jähriger mit dem damaligen Konzertmeister am russischen Zarenhof Henri Vieuxtemps erneut auf Konzertreisen. Am 8. August 1860 heiratete er in Paris die Engländerin Isdabella Bessie Hampton, mit der er acht Kinder hatte. Nach seiner Heirat wurde er Kammervirtuose am russischen Zarenhof in St. Petersburg und bekleidete von 1862 bis 1867 auch eine Professur am dortigen Konservatorium. 1872 unternahm Wieniawski zusammen mit Anton Rubinstein eine zweijährige Konzerttournee durch die USA. Im Anschluss daran übernahm er von 1875 bis 1877 für den erkrankten Henri Vieuxtemps die Professorenstelle am Brüsseler Konservatorium. Zu seinen Schülern in dieser Zeit zählte u.a. Eugène Ysaÿe. Trotz seiner angegriffenen Gesundheit begab sich Wieniawski anschließend erneut auf Konzertreise durch Deutschland und Russland. 1878 erlitt er während eines Konzerts auf offener Bühne einen Zusammenbruch, von dem er sich nicht mehr erholte. Er starb am 19. März 1880 in Moskau. Anlässlich des 100. Todestages wurde zu seinen Ehren der Internationale Henryk-Wieniawski-Violinwettbewerb ins Leben gerufen, der seit 1952 im Abstand von fünf Jahren in Poznań stattfindet. Wieniawski hat auch viele Kompositionen für Violine hinterlassen, die ausschließlich für den eigenen Gebrauch bestimmt waren. Sein Œuvre umfasst neben zahlreichen Salonstücken, Kadenzen und Fantasiestücken auch vier Violinkonzerte.
Carl Orff ist einer der bekanntesten deutschen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er wurde am 7. Juli 1895 in München geboren – 2020 feiert man also seinen 125. Geburtstag. Bis 1914 studierte an der Akademie der Tonkunst in München, von 1915 bis 1917 war er Korrepetitor in München, bis 1919 Kapellmeister in Mannheim und Darmstadt und 1921/1922 studierte er Komposition bei Heinrich Kaminski in München. Bereits 1913 schrieb er – beeinflusst von Debussy – seine erste Oper Gisei – das Opfer nach altjapanischen Motiven (uraufgeführt 2010 in Darmstadt). 1924 gründete er zusammen mit der Tänzerin Dorothee Günther die „Günther-Schule München – Ausbildungsstätte vom Bund für freie und angewandte Bewegung e.V.“. Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Gunild Keetman entwickelte er ein neues, bahnbrechendes Modell für Musik- und Bewegungserziehung: das Orff-Schulwerk, eine Methode zur rhythmisch-musikalischen Erziehung von Kindern, die sie unmittelbar an die Musik heranführen und die Spielfreude wecken soll ohne die Belastung durch technisch schwer zu beherrschende Instrumente. Mit Gunild Keetman zusammen gab er von 1950 bis 1954 fünf Bände Musik für Kinder heraus (Neufassung des Orff-Schulwerks). Seine Methodik wird bis heute in Schulen und auch in der Heilpädagogik eingesetzt. Mit Carmina Burana, der Neuvertonung von 24 Texten aus einer mittelalterlichen Handschrift aus dem Kloster Benediktbeuren (1937), setzte sich Carl Orff ein Denkmal in der Musikgeschichte. Er griff auch bei anderen Werken gerne auf literarische Vorlagen zurück (insbesondere Aischylos, Catull, Friedrich Hölderlin, die Brüder Grimm), da seiner Meinung nach im Gegensatz zur Verflachung der modernen Sprachen in den alten Sprachen die vergangene Größen der alten Kulturen lebt. Zu weiteren bekannten Werken zählen die beiden Einakter Der Mond (1939) und Die Kluge (1943), Catulli Carmina (1943), Die Bernauerin (1947), Antigonae (1949), Astutuli, eine bairische Komödie (1953), Trionfo di Aphrodite (1953), De tempore fine comoedia (1973) u.a. Neben seiner Tätigkeit als Komponist war er auch Leiter in verschiedenen musikalischen Einrichtungen: von 1950 bis 1960 war er Leiter einer Meisterklasse an der Musikhochschule in München, 1961 übernahm er die Leitung des Orff-Instituts in Salzburg. Carl Orff starb nach langer Krankheit am 29. März 1982 in München, er wurde in der „Schmerzhaften Kapelle“ der Klosterkirche Andechs beigesetzt.
Günter Bialas, am 19. Juli 1907 im oberschlesischen Bielschowitz geboren, war ein deutscher Komponist und Hochschullehrer. Nach dem Schulabschluss begann er 1926 ein Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau. Von 1927 bis 1931 studierte er Schulmusik an der Preußischen Akademie in Berlin und nahm Kompositionsunterricht bei Max Trapp. 1933 wurde er Studienrat in Breslau. Nach Kriegsende floh er mit seiner Frau, der Sängerin Gerda Specht, nach Bayern und wurde 1946 Leiter des Münchener Bach-Vereins. Von 1947 bis 1959 war er als Kompositionslehrer an der Nordwestdeutschen Musikakademie tätig und wechselte 1959 als Professor für Komposition an die Staatliche Hochschule für Musik in München, wo er bis 1972 unterrichtete. Von 1974 bis 1979 leitete er die Musikabteilung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Bialas schrieb sinfonische Musik, Kantaten und Lieder und setzte sich beständig mit den neuesten Kompositionstechniken auseinander. U.a. komponierte er eine Indianische Kantate nach Eingeborenentexten (1951), eine Serenata für Streichorchester (1955), ein Klavierkonzert (1946), das Oratorium Im Anfang (1961), das die Schöpfungsgeschichte in der deutschen Textfassung von Martin Buber zum Inhalt hat, die Choralmotette Da Pacem (1965) sowie zwei Opern (Hero und Leander, 1966 und Die Geschichte von Aucassin und Nicolette, 1969). Günter Bialas starb am 8. Juli 1995 im oberbayerischen Glonn, wo nach seinem Tod eine Straße nach ihm benannt wurde.
Benjamin Brittens erster dramatischer Oper Peter Grimes wurde schon bei ihrer Uraufführung der Status eines Meilensteines zugesprochen. Der Schweizer Kritiker Willi Schuh schrieb, „dass der 7. Juni (1945), der Tag der Uraufführung von Peter Grimes am Sadler's Wells Theater London, in die Musikgeschichte eingehen wird, steht außer Frage.“ Tatsächlich konnte Britten mit dieser Oper einen überwältigenden internationalen Erfolg landen und damit auch den Blick der Opernfreunde wieder auf die Insel ziehen, die nach Händel den Anschluss in der Weiterentwicklung der Gattung verloren und seitdem auch keinen nennenswerten englischen Beitrag mehr vorzuweisen hatte. Die Idee zu einer Oper beschäftigte Britten schon während seines Amerika-Aufenthalts von 1939 bis 1942. Die Inspiration zu Peter Grimes fand Britten durch ein Gedicht, auf das er aufmerksam geworden war. In „The Borough“ beschreibt der englische Dichter George Crabbe die Lebensumstände der englischen Fischer seiner Geburtsstadt Aldebourgh an der Ostküste Englands. Mit einem Stipendium der Kussewitzky Music Foundation über 1000 Dollar beauftragte der Dirigent Serge Kussewitzky im Andenken an seine kurz zuvor verstorbene Frau Natalie Britten mit der Komposition der Oper. In Montagu Slater fand Britten den idealen Librettisten, der die Handlung der Oper ausgehend von Crabbes Gedicht entwickelte und tiefgehende Charakterstudien der Hauptpersonen des Dramas zeichnete. Die Handlung selbst ist düster und hat den verzweifelten Kampf eines Individualisten gegen kleinbürgerliche Engstirnigkeit zum Thema, den Peter Grimes letztlich verliert, so dass er den Freitod im Meer wählt. Ein realistisches Bild wollte Britten jedoch trotz der außerordentlich illustrativen Farbigkeit der Musik nicht zeichnen. Die Oper war für ihn „eine Kunst und sollte künstlich sein, denn alles in allem ist ja das Singen nicht gerade die übliche Methode der Menschen, um sich im normalen Leben zu verständigen.“ Die Handlung, die Charaktere, die Melodienbildung, die überwältigenden Klangeffekte, die Dramatik – all das fügt sich in Peter Grimes zu einem überzeugenden Gesamtkunstwerk zusammen und hat dazu beigetragen, dass sich das Werk von der Uraufführung weg einen festen Platz im internationalen Opernrepertoire erobert hat.
Jacobus Gallus war ein Komponist der Spätrenaissance. Er wurde am 3. Juli 1550 in Reifniz in Slowenien geboren. Sein slowenischer Geburtsname war ursprünglich wohl Jakob Petelin, zu deutsch „Hahn“. Daher ist er auch bekannt unter dem Namen Jacob Handl, vor allem aber unter dem lateinischen Namen Jacobus Gallus. Über sein Leben ist wenig bekannt. Er kam vermutlich zwischen 1564 bis 1566 nach Österreich in das Benediktinerstift Melk und war Chorknabe an der Klosterschule. Er reiste durch Böhmen, Mähren und Schlesien und war von 1580 bis 1585 Kapellmeister im Dienst des Bischofs von Olmütz. Ab 1586 bis zu seinem Tod war er Organist und Kantor von St. Johann am Ufer in Prag. Gallus komponierte sowohl geistliche als auch weltliche Werke mit Schwerpunkt auf der Kirchenmusik. Er war äußerst produktiv: über 500 Werke – Messen, Motetten, Passionen, sowie Madrigale – werden ihm zugeschrieben. Allein sein Hauptwerk, das „Opus musicum“ in sechs Bänden von 1587, eine Sammlung von Motetten für das gesamte Kirchenjahr, umfasst 374 Kompositionen. In seinen Kompositionen gelang es Gallus, niederländische und venezianische Einflüsse zu verbinden. Die 8-stimmige Motette O magnum mysterium aus dem 1. Band des Opus musicum zeigt mit ihrer Cori-Spezzati-Technik deutliche Einflüsse der venezianischen Mehrchörigkeit. In der 5-stimmigen Motette Mirabile mysterium beweist Gallus sein Können mit einer Chromatik im Stile eine Carlo Gesualdo. Die schlichte Motette Ecce quomodo moritur iustus benutzte später Georg Friedrich Händel als Vorlage für sein Funeral Anthem The Ways of Zion Do Mourn. Seine etwa 100 weltlichen Werke – Madrigale in italienischer, deutscher und sogar lateinischer Sprache – wurden in den Sammlungen Harmoniae morales (Prag 1589 und 1590) and Moralia (Nürnberg 1596) gedruckt. Jacobus Gallus starb am 18. Juli 1591 im Alter von nur 40 Jahren.