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Claudio Arrau

chilen. Pianist

Biographie

Der chilenische Pianist Claudio Arrau ist einer der größten Pianisten des 20. Jahrhunderts überhaupt. Er hat sich im Laufe seiner über 80jährigen (!) Karriere ein so riesiges Repertoire angeeignet, dass er – wie man errechnet hat – 76 Soloabende hätte bestreiten können, ohne dabei ein einziges Werk wiederholen zu müssen. Es umfasste Werke aller Epochen von der Barockzeit bis hin zur Moderne. Arrau war der Meinung, ein Musiker habe alle große Musik gut zu interpretieren, und Pianisten, die sich auf eine bestimmte Epoche festlegen, seien Dilettanten. Zu diesem Solorepertoire kommen noch mehr als 60 Werke für Klavier und Orchester. Arrau war außerdem der Meinung, man müsse immer alle Werke eines Zyklus' spielen und das Gesamtwerk eines Komponisten im Blick haben. Dementsprechend gab er häufig auch ganze Konzertreihen, in denen er komplette Zyklen oder das Gesamtwerk bot. So spielte er 1935 in Berlin an zwölf Abenden Bachs gesamtes Klavierwerk, im darauffolgenden Jahr das Gesamtwerk von Mozart und widmete sich 1937 dem Gesamtwerk von Schubert. 1965 kündigte er einen Zyklus mit dem Gesamtwerk von Debussy an, dem sich eine Ravel-Serie anschließen sollte. Zu Zeiten seiner aktivsten Konzerttätigkeit im Alter zwischen 40 und 60 Jahren gab Arrau 100 bis 120 Konzerte pro Jahr. Arraus kulturelles und intellektuelles Interesse ging jedoch auch weit über das rein Musikalische hinaus. Er war sehr belesen und eignete sich neben Deutsch auch Englisch, Französisch und Italienisch an. Geboren wurde Claudio Arrau am 6. Februar 1903 in Chillán, Chile, als jüngstes von drei Kindern der Eheleute Don Carlos und Lucretia Leon de Arrau. Sein Vater war Augenarzt. Er kam bei einem Reitunfall ums Leben, als Claudio ein Jahr alt war. Seine Mutter war eine versierte Amateurpianistin und brachte ihn in frühester Kindheit mit dem Klavier in Berührung. Mit vier Jahren spielte Claudio Klaviersonaten von Beethoven, mit fünf gab er in seiner Heimatstadt sein erstes Konzert. Als Sechsjähriger spielte er vor mehreren Kongressmitgliedern und beeindruckte dabei Präsident Pedro Montt derart, dass dieser sich für Claudios weitere Ausbildung einsetzte. Im Alter von acht Jahren wurde er mit einem zehnjährigen Regierungsstipendium zum Studium nach Deutschland geschickt, wo Claudio am Sternschen Konservatorium Schüler von Martin Krause, einem der letzten Schüler von Franz Liszt, wurde. Krause wurde für den Jungen nicht nur Vaterersatz, sondern sorgte auch für dessen fundierte Allgemeinbildung. Mit elf Jahren bewältigte Claudio bereits eines der schwierigsten Stücke der Klavierliteratur, Franz Liszts Études d’exécution transcendante. Martin Krause starb noch vor Ablauf des gewährten Stipendiums, als Claudio 15 Jahre alt war. Dieser Verlust erschütterte Claudio so sehr, dass es ihm unmöglich war, Unterricht bei einem anderen Lehrer zu nehmen. Von da an vervollkommnete er seine spätere technische und musikalische Meisterschaft autodidaktisch. 1919 und 1920 erspielte er sich den Liszt-Preis, der 45 Jahre lang nicht vergeben worden war. 1923 unternahm er seine erste Amerikatournee. 1923 wurde Arrau als Professor an das Sternsche Konservatorium berufen, wo er bis 1940 unterrichtete. Von 1926 datiert die erste Schallplattenaufnahme. 1927 gewann Arrau den 1. Preis beim Internationalen Pianistenwettbewerb in Genf unter der Jury von Arthur Rubinstein und Alfred Cortot. 1928 gab er sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. 1937 heiratete Arrau die Frankfurter Mezzosopranistin Ruth Schneider. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. 1940/41 emigrierte er mit seiner Familie in die USA. Aus Ablehnung und Protest gegen Salvador Allende und anschließend Augusto Pinochet trat Arrau mit zwei Ausnahmen 1967 im Zeitraum von 1960 bis 1983 nicht mehr in Chile auf. Erst 1984 nahm Arrau den Nationalen Kunstpreis, der ihm 1983 vom chilenischen Kultusministerium verliehen worden war, offiziell an und gab am 12. Mai 1984 in Santiago erstmals wieder Klavierkonzerte im Opernhaus, was ihm das Publikum mit zwölf Minuten stehenden Ovationen dankte und ihn 15 mal zur Rückkehr auf die Bühne nötigte. Im April 1989 starb Arraus Frau, im Juni 1989 stürzte er auf der Treppe seines Hauses und verletzte sich an der rechten Hand und Schulter, so dass er zum Pausieren gezwungen war. 1990 zog er nach München um und war wieder so weit genesen, dass er im Oktober 1990 zwei Abschiedskonzert in Mexiko-Stadt geben konnte. Im Alter von 88 Jahren dachte Claudio Arrau jedoch noch keineswegs daran, sich zur Ruhe zu setzen, sondern er begann mit der Einspielung des gesamten Klavierwerks von Johann Sebastian Bach. Darüber hinaus waren noch weitere Soloabende geplant, doch es war ihm nicht mehr gegeben, diese Pläne zu Ende zu bringen. 1991 erlitt er einen Darmverschluss und starb am 9. Juni trotz einer Notoperation im Krankenhaus. Bereits 1967 hatte Arrau eine Stiftung ins Leben gerufen zur Unterstützung junger Musiker. Neben zahlreichen anderen Ehrungen verliehen ihm die Berliner Philharmoniker 1978 die Hans-von-Bülow-Medaille anlässlich der 50jährigen Zusammenarbeit.

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