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Besprechung CD

Berthold Damcke

Chamber Works

cpo 555 521-2

2 CD • 2h 09min • 2021

26.10.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Haben Sie den Namen Berthold Damcke schon einmal gehört? Nein! Ich auch nicht, bevor ich nicht diese hinreißende Doppel-CD des Pianotrios Then Berg – Yang – Schäfer zur Besprechung erhielt. Diese stellt – wie bei vielen heute zu Unrecht vergessenen Komponisten – die Frage, ob romantische Musik nicht auch einmal elegant und gefällig sein und Freude bereiten darf, ohne dabei ins Triviale oder Kitschige abzugleiten.

Ein Hannoveraner in St. Petersburg und Paris

Berthold Damcke (1812-1875) erhielt seine musikalische Ausbildung bei Aloys Schmitt (Klavier) und Ferdinand Ries (Komposition). Er spielte zunächst Bratsche im Hannoverschen Hoforchester, arbeitete als Dirigent in Potsdam und Königsberg, wo 1845 seine Oper Das Käthchen von Heilbronn uraufgeführt wurde. Im selben Jahr ließ er sich als Klavierlehrer, Dirigent und Musikkritiker in St. Petersburg nieder. Dort lernte er Anton Rubinstein kennen, der ihm sein Klavierquintett mit Bläsern op. 55 widmete. Ebenfalls in der Peterburger Zeit lernte er Hector Berlioz kennen, woraus sich später, nachdem er nach Paris gezogen war, eine so enge Freundschaft ergab, dass ihm als deren Resultat die Aufgabe seines Testamentsvollstreckers zufiel. Der Neustart in Paris im Jahre 1855 verlief reibungsloser als erwartet, da sich Pauline Viardot-Garcia für das Ehepaar Damcke einsetzte und seine Kompositionen auf höchst positive Resonanz stießen. Später gaben sich auf deren Soireen prominente Musiker wie Henri Vieuxtemps, Joseph Joachim, Henri Herz, Ignaz Moscheles und Stephen Heller die Klinke in die Hand.

Wunderbare Neuentdeckungen

Damckes zwei Klaviertrios sind eingängig, brillant und legen ihr Hauptgewicht auf die Präsentation natürlich fließender, sanglicher Melodik. Die Uraufführung des ersten Trios op. 42 war mit Pauline Viardot (Klavier), der gefeierten Sängerin, der Liszt eine Pianisten-Karriere ohne weiteres zutraute, Antonio Bazzini (Violine), dessen Ronde de Lutins immer noch zu den beliebten Encores gehört und dem Cello-Virtuosen Adrien F. Servais äußerst prominent besetzt. Es steht – wie auch das Zweite – stilistisch Mendelssohn nahe, vermeidet jedoch dessen stereotype Wiederholungen viertaktiger Phrasen, indem es die Viertakter in 2+2 oder 1+3 aufbricht. Die Stücke für Streicher und Klavier sind von eingängiger Natur. Man findet sie – wie auch die Klaviermusik – sofort sympathisch, da sie falsches Pathos meiden, nicht vor Sentimentalität triefen und dadurch Ausdruck eines Menschen sind, der so mit sich im Reinen ist, dass er fürs Adrenalin nicht permanent an Abgründen wandeln oder ein neues Rad erfinden muss. Die klangliche Realisation der behaglichen Gedanken ist superb.

Fabelhaft ausbalancierte Interpretation

Das Pianotrio Then Berg – Yang – Schäfer realisiert die Partituren mit einer wundervollen Balance. Man hört aufeinander, spielt sich die Bälle zu und weiß in jeder Sekunde, was die Partner gerade zu sagen haben, und ob der eigene Beitrag wichtig ist. Da muss keine Passage laut sein, bloß weil sie technisch herausfordert. Diese Musizierlust überträgt sich auf den Hörer und nimmt zusätzlich für die charmanten Kompositionen ein. Auch nach dem Anhören beider CDs hintereinander stellt sich keinerlei Völlegefühl ein. Gespanntes, immer elegantes, dabei klangsinnliches Musizieren, das einfach Freude bereitet!

Ein exzellentes Booklet und eine ideale Aufnahmetechnik runden diese superbe Produktion ab.

Fazit: Wenn man nach der ersten CD gleich die zweite in den Player legen will, haben Komponist und Interpreten alles richtig gemacht. Wenn man hernach richtig gute Laune bekommt, ist dies in diesen spannungsreichen Zeiten mehr als nützlich. Unbedingte Empfehlung!

Thomas Baack [26.10.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Berthold Damcke
1Klaviertrio Nr. 2 g-Moll op. 48 (à son ami Léon Kreutzer) 00:34:50
5La Demande op. 16 für Klavier (Allegro caractéristique) 00:06:29
6Violoncellosonate D-Dur op. 43 (à son ami I. Moscheles) 00:25:14
CD/SACD 2
1Klaviertrio Nr. 1 E-Dur op. 42 (à son ami Dom Pedro II., empéreur du Brasil) 00:29:30
5La Veillée op. 38 für Violine und Klavier (Pastorale, à son ami H. Léonard) 00:04:48
6Les Saisons op. 30 für Klavier (Quatre pièces caracteristiques) 00:16:05
10Chant d'amour op. 39 Nr. 1 (Deux Morceaux de Salon à Monseigneur Le Duc de Looz-Corswarem) 00:05:24
11Berceuse op. 39 Nr. 2 (Deux Morceaux de Salon à Monseigneur Le Duc de Looz-Corswarem) 00:05:26

Interpreten der Einspielung

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