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Besprechung CD

Maddalena L. Lombardini Sirmen

Sei Quartetti • Six String Quartets

cpo 555 488-2

1 CD • 65min • 2021

30.05.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Maddalena Lombardini-Sirmen (1745-1818) erhielt ihre musikalische Ausbildung als Sängerin, Geigerin und Cembalistin ab dem siebten Lebensjahr am Ospedale di San Lazaro dei Mendicanti, das sich wie die anderen Venezianischen Ospedali Grandi der musikalischen Ausbildung von Waisenmädchen widmete. Zusätzliche Unterweisung im Geigenspiel erhielt sie durch den Verfasser der Teufelstriller-Sonate, Giuseppe Tartini, der seine wichtigsten Lehrsätze für sie 1760 in einem Brief zusammenfasste, den Charles Burney 1779 im Original und in englischer Übersetzung publizierte. Ihre Sechs Streichquartette op. 3, die hier bereits die zweite Einspielung erfahren, erschienen 1769 in Paris.

Formeller Reichtum in der Zweisätzigkeit

Die Idee, für 2 Violinen, Viola und Violencello zu komponieren, muss kurz nach 1750 aufgekommen sein. Möglicherweise entstand sie durch die solistische Ausführung von Werken für Streichorchester. Telemann experimentierte damit. Dessen Partituren müssen vor 1760, dem Todesjahr Christoph Graupners, in dessen Abschrift sie erhalten blieben, entstanden sein. Joseph Haydns Quartette op. 1 & 2 werden auf 1757-62 datiert. Sie verleugnen mit ihren zwei Menuetten die Abstammung von Serenade und Divertimento keineswegs.

Lombardini-Sirmen übernimmt hingegen für ihre Streichquartette die zweisätzige „galante“ italienische Sonatenform, die auf dem Klavier auch Domenico Alberti und Baldassare Galuppi pflegten. Auf einen mäßig bewegten, zweiteiligen Satz in früher Sonatenform folgt entweder ein Menuett oder ein im Tempo gesteigertes Finale. Sie sind in der Gleichberechtigung der Stimmen bereits fortgeschrittener als Haydns ebenfalls 1769 publiziertes op. 9. Ihre Melodik ist immer elegant und mag manchen an den frühen Mozart (Mailänder Quartette) erinnern. Höchst originell wirken auch die Verschränkung eines typischen Rondo-Allegros mit einem lamentösen Siciliano im Finale von op. 3/3 und die quasi-sinfonische langsame Einleitung im Kopfsatz op. 3/5.

Interessantes Repertoire gut gespielt

Das Lombardini Quartett (Elisabeth Wiesbauer und Gloria Ternes, Violinen, Rosi Haberl, Viola und Cecilia Sipos) kennt sich von der gemeinsamen Arbeit im L’Orfeo-Barockorchester. Da sind Darmbesaitung und Spätbarockbögen selbstverständlich in den besten Händen. Man weiß, diese galante Unterhaltungsmusik affektvoll zu gestalten, phrasiert sinnig und steuert die eine oder andere Verzierung bei. Allerdings erliegt man ein wenig der Versuchung diese originellen Werke zu bedeutsam zu nehmen, sie zu „großer Musik“ aufzuwerten, was von der Komponistin wahrscheinlich gar nicht intendiert war. Man könnte es theoretisch auch mit diesen Kompositionen machen, müsste dann allerding à la Tartini exzessiv verzieren. Im Vergleich mit der homogeneren, schlichteren Ersteinspielung mit der Accademia della Magnifica Communità eine aufregendere Alternative.

Die Aufnahme gelang sehr transparent und weiträumig. Allerdings leidet der Gesamtklang ein wenig unter der transparenten Trennschärfe. Dem informativen Booklet-Text von Primaria Elisabeth Wiesbauer ist die Entdeckerfreude anzumerken, wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Siciliano im Finale von op. 3/3 wirklich als parodistischer Katzenjammer gemeint ist.

Fazit: Als einzelne Werke hübsche, abwechslungsreiche Leckereien unterhaltsamen Charakters, die sich hervorragend als Hintergrund zu einem intimen Abendessen bei Kerzenschein eignen, aber vielleicht besser nicht als komplettes Sixpack konsumiert werden sollten.

Vergleichsaufnahme: Accademia della Magnifica Communità, Tacet.

Thomas Baack [30.05.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
M. Laura Lombardini Sirmen
1Streichquartett B-Dur op. 3 Nr. 2 00:10:26
3Streichquartett g-Moll op. 3 Nr. 3 00:11:11
5Streichquartett F-Dur op. 3 Nr. 5 00:11:53
7Streichquartett B-Dur op. 3 Nr. 4 00:08:05
9Streichquartett B-Dur op. 3 Nr. 1 00:12:43
11Streichquartett E-Dur op. 3 Nr. 6 00:10:51

Interpreten der Einspielung

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