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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Dvořák Smetana Suk

BIS 2059

1 CD/SACD stereo/surround • 73min • 2013

08.04.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Wenn ein Ensemble nach sieben Jahren schon ganze Körbe an Preisen und diverse Stipendien eingeheimst hat, und wenn diese Formation sich dabei nicht durch eine besonders exotische und somit völlig konkurrenzlose Besetzung auszeichnet – dann könnte sich selbst dem harmlosesten Beobachter der leise Verdacht einer außermusikalisch motivierten Protektion kommen. Da sich derlei jedoch schwerlich wird beweisen lassen, soll uns hier einzig interessieren, wie der Geiger Alexander Sitkovetsky, der Cellist Leonard Elschenbroich und die Pianistin Wu Qian mit den drei Partituren der drei erzböhmischen Meister Dvorák, Smetana und Suk umgehen und ob es ihnen gelingt, eine letztlich auch nicht eben konkurrenzlose Kopplung zumindest einleuchtend zu begründen.

Das aber tun die Drei auf denkbar erfreuliche Weise, wie sich im Laufe von fünf höchst fesselnden Viertelstunden zeigt. Nach kürzester Zeit haben die drei Musiker die ganze Aufmerksamkeit des Hörers: Dvoráks Opus 65 aus dem Jahre 1883 rumpelt zwar mit einer hemdsärmeligen Derbheit los, als ob es um die Demontage und nicht um eine irgendwie „erlesene“ oder gewählte Deutung des Werkes ginge, in dem sich Brahms, Beethoven, Schumann und ihr böhmischer Verehrer herzerfrischend verbinden. Nach und nach werden wir dann feststellen, daß diese besonders im Kopfsatz berstende, grobschlächtige Manier nur als eine charakterliche Facette des Fleischhauersohnes aus Nelahozeves hervortritt. Diese Wurschtigkeit, die ich nicht als interpretatorische Lieblosigkeit mißzuverstehen bitte, hat offenbar Methode, denn sie verliert sich, sobald wir das sprühende Allegretto grazioso oder gar das Poco adagio erreicht haben, in einer exquisiten, pointierten und präzis ausgeloteten Auffassung, die sich wiederum deutlich von der anschließenden Tragödie abhebt: Im Klaviertrio g-Moll, mit dem Bedrich Smetana für sich den frühen Tod seiner erstgeborenen Tochter bewältigte, setzen die Musiker nicht auf nächstliegendes Rasen, Toben und Wüten, sondern auf eine weitaus zwingendere, innerlich glühende Dramatik, die man wiederum mit gespanntester Wachheit verfolgt, um endlich, wenn Josef Suks Elegie auf den Tod des böhmischen Dichters Julius Zeyer den Schlußpunkt des vorzüglichen Programms markiert, geradezu befreit in die Welt des Fin de Siècle mit all ihren Ranken und sinnbetörenden Harmonien einzutauchen. Wohl wissend, daß wenige Jahre ein schicksalhafter Doppelschlag – der Tod des Schwiegervaters Dvorák und der jungen Gemahlin – den schöpferischen Kurs des Komponisten in eine völlig andere Richtung lenken wird, erleben wir das gut sechsminütige Opus 23 wie einen zwar schwermütigen, zugleich aber auch schwelgerischen Abgesang, der nach den beiden vorherigen Temperamentsausbrüchen obendrein der akustischen Seite der Produktion die angenehmsten Töne abgewinnt.

Rasmus van Rijn [08.04.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antonín Dvořák
1Klaviertrio Nr. 3 f-Moll op. 65 00:39:39
Bedřich Smetana
5Klaviertrio g-Moll op. 15 00:26:25
Josef Suk
8Elegie op. 23 für Klaviertrio 00:06:16

Interpreten der Einspielung

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